Vereda o Pesqueiro oder: Von 500 auf Null und wieder zurück

15. März 2021 | Ponta do Pargo, Madeira, Portugal | Lisa

Der erste volle Tag im Ausland, im Urlaub, im Sabbatical. Und was tun die Explorer? Wandern, bis die Füße wund sind. Man könnte aber auch sagen: Sie waren unterwegs auf wichtiger Erkundungstour in ihrer neuen Hood, im Westen Madeiras. Dass wir natürlich direkt knapp 1.500 Höhenmeter weglatzen, war nicht der Plan, aber hey, wenn wir schon mal da sind – warum nicht? Eindrücke von unserer ersten Tour.

Erkundungstag 1 – mal wieder völlig ausgeartet

Sonntagnachmittag sind die Explorer endlich mit einem Tag Verspätung und vielen grauen Haaren aufgrund des zwischenzeitlich gecancelten Mietwagens in ihrem wunderschönen Haus auf der Westseite der Insel in Ponta do Pargo angekommen. Wir dachten, „Westen – muss ja super sein, dann haben wir jeden Abend einen spitzenmäßigen Sonnenuntergang in unseren Hängematten“. Dieser Sonntag gab sich allerdings gar keine Mühe, seinem Namen auch nur ansatzweise die Ehre zu machen. Stattdessen, dicker Nebel, zeitweise unterbrochen von noch dickeren Regentropfen, die von starkem Wind an uns vorbeigeschossen wurden. Vom Meer war inzwischen nicht mehr viel zu sehen. Jetzt erstmal schnell rein, ins Trockene, in unsere Casa Benedita, von der aus wir die kommende Woche die Insel erkunden würden. Und was für ein schönes Häuschen! Die richtige Mischung aus traditioneller Substanz und moderneren Akzenten. Liebevolle Details und eine Willkommensbotschaft sorgen dafür, dass wir uns sofort heimisch fühlen – trotz Schietwetter…

Und was machen wir heute?

Der nächste Morgen belohnt uns dann auch direkt mit Sonnenschein, vom Bett aus schauen wir die steile Straße hinab bis aufs Meer, das am Ende des Tals vor sich hin glitzert. Da ist Lisa der festen Überzeugung die ersten Delfine gesehen zu haben. Was sollen die Explorer heute unternehmen? Denn nachdem auch Sören an diesem Morgen das negative Ergebnis seines Corona-Tests bekommen hat, ist klar, dass wir uns frei auf der Insel bewegen können – und so stecken wir voller Tatendrang!

Nach einem Sichtung der verschiedenen Flyer und Empfehlungen unserer Gastgeberin entscheiden wir uns für die Tour „Vereda o Pesqueiro“ – der Fischerpfad und planen noch einen Abstecher zum Leuchtturm von Ponta do Pargo ein. Wer sich auf einer Insel mit Steilküsten befindet, könnte spätestens jetzt auf die Idee kommen, dass ein „Pfad“, der früher von Fischern verwendet wurde, wohl ein gewisses kräftezehrendes Potenzial haben könnte. Aber darüber denken wir noch nicht nach. Auch nicht, als wir genau diese Klippen vom Leuchtturm aus sehen.

So sind wir guter Dinge, als wir von der Weide nach rechts aufs funkelnde Meer blickend abbiegen und die nächsten 45 Minuten auf dem in die Klippen gehauenen Weg zwischen Riesenkakteen Höhenmeter für Höhenmeter gen Meer hinabsteigen. Die Aussicht ist selbstverständlich großartig, es summt überall um uns herum und – außerdem ist es hier direkt an den Klippen beinahe windstill, sodass es wir auch beim Abstieg ganz schön ins Schwitzen kommen. Und hier machen sich dann auch direkt zwei Anfängerfehler bemerkbar: 1. Wir haben die Sonnencreme zu Hause gelassen (wer konnte beim Losgehen schon damit rechnen, dass sich der Nebel auf einer Insel mitten im Atlantik – noch dazu in Küstennähe so schnell verzieht und gleißender Mittagshitze Platz macht? Jetzt wieder: Ironie aus). 2. Irgendwas für auf den Kopf wäre auch nicht verkehrt gewesen – naja, immerhin kann ich Sören bei Ankunft an den Klippen ein Abenteurertuch umwickeln, damit wenigstens einer ohne Sonnenstich den Tag übersteht. Immerhin haben wir genug Wasser und Bananen mit.

Die Felsenwüste

Irgendwie hatten wir dann wohl beide die romantische Vorstellung, dass wir da unten (schließlich sind wir am Meer) baden könnten. Aber daran ist bei den Riesenbrocken und der Kraft, mit der das Meer hier gegen die ebenjene prescht, nicht zu denken. Aber dennoch: Die Sonne, das Meer, der Wind, der uns hier wieder erfrischt – großartig! Wir trinken, essen, genießen diese Pause mit Ausblick. Dann heißt es: den Aufstieg suchen. Der liegt etwa einen Kilometer weiter die Küste hinab. Und das heißt über allerhand riesiges Geröll und Felsen balancieren. Mit vom Abstieg schon ziemlich weichen Knien tänzeln (naja, vielleicht auch eher straucheln) wir diesen Abschnitt entlang. An Landschaft genießen ist hier nicht mehr zu denken, hier will jeder Schritt geplant und im Kopf bereits austariert sein, denn jeder Felsen könnte auch kippeln und uns auf die gefährlichen Riesenbrocken niederstrecken. Fürs Gehirn und die Knöchel ist dieses Stück schon ziemlich herausfordernd. Denke ich jetzt noch, but the hardest part is still to come.

500 Höhenmeter auf 20 Meter Luftlinie

Sören wartet schon am Aufstieg – ich hätte ihn vermutlich einfach übersehen. Es geht direkt steil bergan, war ja auch eigentlich nicht anders zu erwarten, aber bis jetzt hatte ich daran noch nicht gedacht. Wir passieren eine kleine Höhle, in der auch eine Isomatte und Jacke liegen, wenig später kommt noch ein Gärtchen. Wer ist denn bitte so irre?! Essen hierher zu schleppen? Hier zu wohnen?! Jap, der Blick ist toll und es ist sicher ziemlich ruhig, aber no way! Der Weg ist etwas besser gehbar, teilweise sogar gepflastert. Auch Wahnsinn, wie lange muss das gedauert haben?? Wie viel Schweiß steckt in der Erschaffung dieses Weges? Kurve um Kurve schlängeln wir uns wir hinauf, ich höre irgendwann auf, die Schlängel zu zählen. Stattdessen habe ich ein anderes Bild im Kopf: Wenn man doch jetzt nur – wie bei einem Foto am Computer einfach die Landschaft auseinander ziehen, strecken, und den Weg damit ein bisschen entzerren, ja, das wärs jetzt. Ich meine, wir sprechen hier über 500 Höhenmeter, die sich vermutlich auf nicht mehr als 20 Metern Luftlinie die Klippe hinaufmäandern. Ich fixiere den höchsten Punkt, der in Sicht ist und freue mich nach jeder Biegung, wenn dieser ein Stück näher gerückt ist.

Belohnung in Sicht!

Schließlich haben wir es geschafft, das „Zentrum“ von Ponta do Pargo erreicht. Ich setze das mal in Anführungszeichen, denn wirklich groß ist dieser Ort nicht. Aber er hat, was wir jetzt brauchen: Eine Snackbar. Wir belohnen uns mit zwei Kaffee, und zwei Bierchen im offenbar beliebten Mini-Format – 200 Milliliter. Süß, Kölsch aus der Flasche. Aber kalt, eiskalt – und unglaublich guuuuut.

Doch bevor wir es uns allzu gemütlich machen können, müssen wir auch schon wieder los, schließlich müssen wir pünktlich zur Sperrstunde um 19 Uhr daheim sein und vor uns liegen noch einmal 45 Minuten Heimweg mit – wie sollte es hier anders sein – ein paar schnuckeligen Anstiegen von schätzungsweise 50 Grad.

Die Tour im Überblick

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Heidi

    Casa Benedita 👌🏼 200ml Flaschen Bier 🤯 1.500 Höhenmeter #savage
    Ich freu mich für euch, weiter so und immer schön #mega bleiben!

    1. Explorer

      Auf jeden Fall, wir geben alles ✌️Gestern gabs dafür die 1-Liter-Flasche Coral-Bier – Leben mit den Extremen 😎

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