Der Plan – Teil 3.2: Wie könnte man ein Auto in Zentralasien kaufen und überführen?

28. Februar 2021 | Leipzig, Deutschland | Sören

Nach den im vorigen Teil beschriebenen Problemen zeigt sich endlich eine Lösung. In Kirgistan kann man Fahrzeuge kaufen und nutzen, als gehörte einem das Fahrzeug. Möglich macht das eine Besonderheit in Kirgistan und eine Generalvollmacht, ein Doverennost. Wie man das machen kann und was alles dazugehört – Die Infos habe ich in diesem Teil des „Plans“ zusammengefasst.

Außerdem kommen wir bei unserem Plan vom Lada weg, haben uns einen UAZ 452 Buhanka ausgepickt, wieder fallen gelassen und das für uns ideale Seidenstraßen-Abenteuer-Roadtrip-Geländefahrzeug gefunden. Kann man das kaufen? Ja, aber auch mieten, wie ich in diesem Teil beschreibe. Vlad hat uns noch ein paar Driving-Tipps geschickt, die für Reisen mit dem Auto in Kirgistan ganz aufschlußreich sind, insbesondere die Verordnung über Geldstrafen bei Verkehrsverstößen.

Was wir beachten müssen, um unser Auto nach Deutschland einführen zu können und auch zuzulassen, wird aus den erhaltenen Infos der DEKRA und des Zolls zwar klar umrissen, scheint aber mit viel Aufwand verbunden zu sein.

Danke an Dave, Vlad, AJ, Stefan, dem Zoll und der DEKRA für alle Antworten auf alle unsere Fragen.

Die Geschichte vom Haken und der Lösung

Ok, die Zulassung eines Fahrzeugs in Russland ist also für Touristen, die ein Fahrzeug nicht einfach nur exportieren möchten, nicht möglich. Kann auch sein, dass ich den goldenen Weg nicht gefunden habe. Solltet ihr mehr Wissen, gar eine Lösung parat haben, würde ich mich freuen, davon zu hören (schreib mir einfach unter Kontakt).

So schaute ich auf die Weltkarte und versuchte, mehr über den Autokauf in den Nachbarländern zu erfahren.

  • Japan – Autokauf möglich, aber Zulassung nur, wenn man einen Parkplatz für das Fahrzeug mit Adresse und Behördenstempel vorweisen kann? (as I know)
  • Mongolei – Autokauf als Ausländer wohl nicht möglich
  • China, Thailand, Kasachstan – auch eher schwierig bis unmöglich ohne einheimische Kontakte
  • Kirgistan – Endlich, hier scheint es möglich zu sein, ein Fahrzeug zu kaufen und auch für unseren weiteren Plan zu nutzen. Nice!

Kirgistan hat eine Lösung geschaffen, die es Touristen grundsätzlich ermöglicht Autos zu kaufen und „zuzulassen“. Da ich an dieser Stelle lieber direkt die Experten zu Wort kommen lassen möchte, hier nur eine kurze Zusammenfassung, dann findet ihr die Links zu den detaillierten Infos:

In Kirgistan, insbesondere in Bischkek, kann man Fahrzeuge und Motorräder verschiedener Typen auf dem großen Autobasar „Azamat“ kaufen. Weiterhin kann man natürlich von anderen Touristen ein Auto kaufen sowie das so erworbene Fahrzeug wiederverkaufen. Wir wollten damit aber die Seidenstraße entlang und nicht wieder nach Kirgistan zurück. Somit kam diese Option für uns nicht in Frage.

Darüber hinaus gibt es auch in Kirgistan Online-Verkaufsplattformen, zum Beispiel Autobaza.kg oder Cars.kg.

Die wichtigsten Fragen zum Autokauf und -verkauf werden in den folgenden Blogs bereits hervorragend beantwortet:

Außerdem möchte ich auf den Vlog von Huub hinweisen. Huub hat uns bei zahlreichen Fragen weitergeholfen und viele Abenteuer mit einem ganz speziellen Fahrzeug gemacht.

Das Zauberwort für alle weiteren Schritte lautet jedenfalls Доверенность.

WTF ist ein Генеральная Доверенность (doverennost)?

Es handelt sich bei der Генеральная Доверенность im Wortsinn zunächst um eine Generalvollmacht, im Englischen Power of Attorney. Soweit wie ich die verschiedenen Quellen verstehe, gibt einem dieses in Kirgistan ausgestellte Dokument die Möglichkeit, Fahrzeuge und Motorräder zu kaufen und anschließend zwischen ein bis drei Jahren zu nutzen. Dabei scheint es erstmal egal zu sein, wo die Nutzung stattfindet. Ein Doverennost (wichtig ist hier die Ergänzung um Генеральная, also generell) ist eine Gneralvollmacht (power of attorney), die man vom Besitzer und Halter des Fahrzeugs erhält. Mit dieser Generalvollmachterhält erhält der Käufer/Inhaber der Generalvollmacht die Möglichkeit, alles mit dem Fahrzeug zu anzustellen, was einem in den Sinn kommt – nutzen, verkaufen, abbrennen etc.

Beim Kauf des Fahrzeugs (idealerweise in Anwesenheit einer vertrauenswürdigen Person, die Kirgisisch oder Russisch spricht😊) passiert also folgendes: Der Tourist handelt mit dem Verkäufer, der nicht der Eigentümer oder Halter des Fahrzeugs sein muss, einen Kaufpreis aus. Wird man sich einig, geht man beispielsweise auf dem Automarkt in Bischkek, mit den Unterlagen und am besten auch mit dem Verkäufer in ein offizielles Verkaufsbüro, wo der der Kauf abgeschlossen und notariell beglaubigt wird. An dieser Stelle erhält man auch die Generalvollmacht, die eine bestimmte Abtretung der generellen Nutzung über eine bestimmte Zeit umfasst (ein bis drei Jahre).

Der Clou daran ist, dass der Halter ja weiterhin ein Kirgise ist, die Zulassung (Registration) also auf eine Person mit festem Wohnsitz läuft, wodurch man auch die kirgisischen Kennzeichen nutzen kann und bei Grenzübergängen mit den vollständigen Dokumenten keine Probleme bekommen dürfte. Spätestens, wenn man die Zollunion, oder die russischsprachigen Gebiete verlässt, sollte man aber eine englische Übersetzung der Dokumente bei sich haben (kann man beim Notar während des Autokaufs, der Übertragung der Dokumente, anfertigen lassen).

Ein paar weitergehende Fragen, deren Antworten ich von Dave (zorromotors.com) erhalten habe, halfen mir weiter und runden das Bild ab.

Was geschieht, wenn die Doverennost nach einem bis drei Jahren abgelaufen ist?

Es wäre gut, wenn das Fahrzeug innerhalb von den 3 Jahren zu einem Zielland gefahren wird. Die Generalvollmacht kann vom Benutzer nicht selber erneuert werden. Ein Doverennost (EN: Power of Attorney) ist eine Bevollmächtigung die für 1, 2 oder max. 3 Jahre ausgestellt werden kann.

Muss ich das Fahrzeug an den Besitzer zurückgeben?

Nein.

Kann der Besitzer noch irgendwelche Ansprüche an mich stellen?

Nein. Man kann das Doverennost auf eine Privatperson oder auch auf eine Firma ausstellen. Grundsätzlich denke ich, es wäre einfacher auf eine Privatperson. Kann das aber zur Zeit nicht genauer verifizieren.

Was geschieht nach Ablauf der Vollmacht? Ist es möglich, das Fahrzeug in Deutschland zu registrieren?

Es sollte möglich sein, das Auto weiterzuverkaufen oder auch nach Deutschland zu importieren und einzulösen (Anm.: ggf. zuzulassen?). Das müsstet ihr aber zuerst abklären, ob das möglich ist, wenn euer Name nicht in den Fahrzeugpapieren steht.

Welche Erfahrungen hast du an Grenzübergängen gemacht? Können diese mit der Doverennost problemlos überquert werden?

Ja, grundsätzlich muss das möglich sein, sonst macht ein Doverennost ja gar keinen Sinn. Man kann eine Vollmacht auch ohne Notar ausstellen, doch im Rusky-County muss alles Stempl haben. (ist so eine alte Krankheit, die sie haben 🙂

Auf dem Azamat-Markt: Bar- oder Kartenzahlung?

Cash in Hand ist die Devise. (würde ich aber erst machen, wenn die Papiere unter Dach und Fach sind).

Sind die Preise verhandelbar?

Ja klar, das ist Central Asien – nimm keinen Preis als das letzte Wort.

Ein Lada, oder doch etwas anderes?

Nachdem ich mich durch die verschiedenen Beiträge geackert habe, ergaben sich zu meiner Überraschung verschiedene Alternativen zu einem Lada. Dies ist auch der Info geschuldet, dass Lada Nivas wohl sehr gern überteuert angeboten werden und im tendenziell schlechten Zustand sind.

Alternative 1 der „Buhanka“

Verliebt haben wir uns recht schnell in den UAZ 452, liebevoll auch Buhanka (Brotlaib) genannt. Optisch quasi ein Russland-Bulli, wunderschön und absolut kultig. Der 452 verfügt standardmäßig über einen zuschaltbaren Allradantrieb und genug Platz zum „wohnen“. Außerdem, wer kann dem Selbstbefreiungsfeature auf folgendem Video schon widerstehen?

Den Buhanka gibt es als alte Versionen sowie als komplett neue Fahrzeuge zu kaufen, wobei die Zeit scheinbar keinerlei Spuren an den Formen und teilweise an der Technologie hinterlassen zu haben scheint. Laut Angaben von Vlad, auf den ich nochmal zu sprechen komme, bekommt man zwei bis drei Jahre alte Buhankas mit etwa 50.000 km für 8.000 – 10.000 USD, 30 Jahre alte Fahrzeuge kommen wohl so auf 2.000 USD.

Falls das Interesse besteht, einen neuen UAZ Buhanka in Deutschland zu kaufen, möchte ich gern auf madeinrussia verweisen. Dieser kann auch über madeinrussia in Deutschland bezogen werden und in Absprache bei einem russischen Vertragshändler abgeholt werden, falls man von dort starten möchte.

Doch die Berichte von Huub Vlog und diverse Reisevideos, in denen regelmäßig der liegen gebliebene, rauchende, qualmende oder einfach am Straßenrand auf Rettung warten Van zu sehen war, brachten uns (trotz Liebe auf den ersten Blick) doch wieder davon ab.

Wenn ihr gern mehr über den UAZ 452, AJ & Vlad und die Abenteuer in Kirgistan lesen wollt, schaut doch mal die Erfahrungsberichte und Stories von Alex Johnson hier und hier an.

Blieb uns noch Alternative 2, der Mitsubishi Delica.

Dieses kleine Raumwunder ist in Deutschland echt unbekannt und ich frage mich: warum eigentlich? Gerade in Zeiten des Camper-Fiebers wäre dieser kleine, wendige und leistungsstarke Van sicher eine starke Alternative zum Bulli. Der Delica, in Europa unter dem Namen Space Gear oder L400 bekannt, wurde vor allem als Rechtslenker, für den Linksverkehr in Japan gebaut. Deshalb ist er auch in Großbritannien einiger Beliebtheit. Dabei ist auf die entsprechende Motorisierung zu achten. Der Delica wurde als Diesel und Benziner rausgebracht, wobei nur der 2,4 Liter Benziner über einen Allradantrieb verfügt.

Wir haben den Delica auf unserer Reise durch Georgien kennengelernt, wo er ein nicht aus dem Straßenverkehr wegdenkbares Auto ist. Neben dem 4WD-Antrieb und den vorhandenen Platz hat uns, die für einen Van ausreichende Geländegängigkeit (Bodenfreiheit etc.) sowie die Robustheit angesprochen.

No Pain. No gain. – Ein Import nach Deutschland und eine Zulassung

Nach reiflicher Überlegung wurde der Delica unser Wunsch. Je nachdem, was wir in Kirgistan für ein Auto erwerben sollten, wollten wir es nicht vor der EU-Grenze abstellen, sondern nach Deutschland importieren und bestenfalls auch weiter nutzen. Einfacher gedacht als möglich, denn sollte uns das nächste Problem, die deutsche Bürokratie, einholen.

Doch von vorn: Um die Rahmenbedingungen und notwendigen Schritte für den Imports zu klären, setzte ich mich mit dem deutschen Zoll, der DEKRA und der Zulassungsstelle, wobei ich von letzterer nie eine Antwort erhielt.

Was brauche ich aus der Sicht des Zolls, um ein Fahrzeug nach Deutschland zu importieren?

Eine ausführliche, jedoch nicht einfach zu verstehende Antwort auf meine Anfrage bekam ich vom deutschen Zoll. Danke hierfür an den Sachbearbeiter. Da ich dies nicht abgekürzt wiedergeben möchte, verlinke ich hier das Antwortdokument.

Eine schöne Zusammenfassung ist auch auf den Seiten des ADAC zu finden. Wichtig bei Fahrzeugen, die nicht in der EU vertrieben werden, ist das COC (Certificate of Conformity), welches beispielsweise beim Hersteller zu erfragen ist. Sollte dies nicht vorhanden sein, muss eine Unbedenklichkeit durch eine Prüforganisation wie die DEKRA oder den TÜV erstellt werden.

Was muss ich nach einem erfolgreichen Import beachten und was hat das mit der DEKRA zu tun?

Hierzu habe ich neben einer ausführlichen Beantwortung meiner Fragen noch ein freundliches und aufschlussreiches Gespräch mit einem Mitarbeiter der DEKRA führen können, der mir echt weitergeholfen hat. Die wichtigen Infos waren:

Wie lange darf ich in Deutschland mit einem ausländischen Kennzeichen/Registration fahren? (§20 FZV) Das Fahrzeug ist ja noch in Kirgistan zugelassen und ich habe die vollen Nutzungsrechte, lebe aber natürlich beständig in Deutschland und muss es steuerlich und zulassungsbestimmt anmelden.

In Deutschland darf ich nicht einfach mit einem ausländischen Fahrzeug, welches im Ausland zugelassen ist, unendlich lange herumfahren. Dies hat zwei Gründe, die Steuer und die Konformität des Fahrzeugs mit der technischen Voraussetzungen, wie sie für das Bewegen eines Fahrzeugs im deutschen Straßenverkehr vorhanden sein müssen (z. b. Abgasverordnungen in Relation mit dem Jahr der Zulassung und ab wann in Deutschland keine Fahrzeuge mit bestimmten Abgasnormen zugelassen werden, Scheinwerfer die nur für den Linksverkehr zugelassen sind etc.).

Die Unterscheidung und Fristen sind hier gut nachzulesen.

Darf ich den mit dem Fahrzeug und der Generalvollmacht nach Deutschland einreisen?

Ja. Das Beste ist dabei, dass sich die Frist (§20 FVZ) damit etwas verlängert, da der Halter ja ein Kirgise ist und ich nur das Fahrzeug in Deutschland nutze. Das bedeutet aber nicht, dass ich das volle Jahr nutzen kann.

Welche Dokumente benötige ich für die Zulassung in Deutschland und wenn ich keine CoC habe, wieviel würde eine Typenprüfung und die Ausstellung einer Unbedenklichkeitsbescheinigung kosten?

– Ausländische Fahrzeugpapiere
– Zulassungsunterlagen (Zulassungsbescheinigung Teil II, Personalausweis oder Reisepass, Versicherungsbestätigungskarte)

– zugehörige ausländische Fahrzeugpapiere mit amtlichen Kennzeichen. Bei abgemeldeten Fahrzeugen ist der Nachweis der Abmeldung im Herkunftsland in deutscher Sprache vorzulegen.

–    Unbedenklichkeitsbescheinigung des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA), maximal einen Monat gültig; einen Link zum KBA finden Sie bei den nachfolgenden Informationen rund um die Einfuhr eines Fahrzeuges
–    Unbedenklichkeitsbescheinigung des Zollamtes
–    Vollabnahme nach § 21 StVZO durch den TÜV (300-400 EUR), EWG-Übereinstimmungsbescheinigung (nur bei Neufahrzeugen), COC
–    Prüfbescheinigung über die Abgasuntersuchung
–    Eigentumsnachweis, Nachweis der Verfügungsberechtigung, Kaufvertrag oder Originalrechnung
–    Ausgefüllte Versicherungsbestätigung
–    Personalausweis oder Pass des zukünftigen Halters
–    Vollmacht bei Vertretung, zusätzlich Personalausweis oder Pass des Vertreters
–    Handelsregisterauszug oder Gewerbeanmeldung bei Nutzung des Fahrzeuges als Firmenfahrzeug
–    Bei Minderjährigen Einverständniserklärung beider Eltern oder des Vormundes und deren Ausweisdokumente

Außerdem möchte ich hier auf eine Mail von Stefan verlinken, der mir über das Rover Form ausführliche Infos mitgeteilt hat.

Und nun?

Tja, was nun? Wenn wir ein Auto kaufen sind wir erstmal gut vorbereitet und werden es wohl einfach über den Weg der Generalvollmacht nach Deutschland einführen. Hier werden wir dann entscheiden, ob wir es weiterverkaufen, oder wenn eine Umrüstung entsprechend der DEKRA möglich ist, es behalten und hier weiter nutzen.

Da wir aber nicht wissen ob die Grenzen in den nächsten Monaten offen sind und wir während Corona eine Überlandroute nutzen können, besteht auch die Möglichkeit einen UAZ Buhanka für mehrere Wochen zu mieten und damit Kirgistan unsicher zu machen und zu exploren. Vlad hat hierzu einige fahrbaren Untersätze im Angebot.

Gute Laune Sounds zum Blog

FOLLOW US MAP

Schreiben Sie einen Kommentar