
Der Plan – Teil 3.1: Wie könnte man ein Auto in Zentralasien kaufen und überführen?
24. Februar 2021 | Leipzig, Deutschland | Sören
Mit einem Geländewagen von Russland, Zentralasien, den Iran und dem Balkan zurück nach Deutschland – Das Vorhaben hört sich nicht nur toll an, ist es bestimmt auch, wenn da nicht die Dinge Zulassung, Versicherung und Grenzübergänge wären.
Dabei stellten wir uns die Fragen nach dem Fahrzeugmodell und wie man denn eigentlich an ein Auto in Russland kommt. Und was wäre, wenn wir ein Auto gekauft hätten? Könnten wir dann ganz einfach unseren Trip beginnen und genießen, oder warten könnten sich Schwierigkeiten mit der jeweiligen Landespolizei ergeben?

Roadtrip Extreme
Mit dem eigenen Auto auf der Seidenstraße den Spuren der großen Karawane folgen und geschichtsträchtige Orte kennenlernen. Auf den eigenen vier Rädern nahe an den Menschen und der Natur sein? Reiseziele so unabhängig wie möglich Reiseziele erreichen und dort bleiben, so lange wie es sich gut anfühlt. Sind das nicht großartige Vorstellungen?
Ja, dachten wir uns auch. Wir hatten in den vergangenen Jahren bereits verschiedene Reisegefährte ausprobiert, angefangen bei Wochenendtrips mit Übernachtung im gemieteten Opel Zafira oder dem T5-Fluchtwagen, über eine dreiwöchige Norwegen-Test-Tour im ebenfalls geliehenen T3 Bulli, bis wir uns schließlich 2018 für einen eigenen Bus entschieden. Seitdem cruisen wir mit unserem geliebten T3 Ted (sofern er das auch möchte und nicht wegen irgendwelcher Zipperlein streikt) durch Deutschland, Tschechien und Polen. Klar war uns jedoch auch: die Tour entlang der Seidenstraße und über den Iran, die Türkei und den Balkan würde definitiv so etwas wie die Königsdisziplin unter unseren bisherigen Touren werden und dem entsprechenden motorisierten Gefährt einiges abverlangen.
Die Reiseroute stand grob, der internationale Führerschein lag bereits im Gepäck und die bisher gesehenen Erlebnisberichte von verschiedenen Rallyes hatten uns ziemlich scharf auf diese Art des Reisens gemacht (vor allem die Tajik Rallye und der Baltic Sea Circle, die unser eigentlicher Ausgangspunkt und meine heimlichen Sabbatical-Favoriten waren). Nun galt es, das passende Gefährt zu finden und die nötigen Vorbereitungen für den Kauf zu treffen. Eigentlich dachte ich: „das ist doch in ein paar Tagen erledigt.“, wurde aber böse überrascht. Ich brauchte Wochen um der Regularien, Besonderheiten und rechtlichen Notwendigkeiten Herr zu werden. Infos, die ich in dieser Zeit zu Besitz- und Kaufverhältnissen, Versicherungsstandards und dem Import nach Deutschland erhalten habe, möchte ich in diesem Teil des MEGA-Blogs zusammenfassen.
Welches Auto darf es sein?
Grundsätzlich sollte das Auto erst einmal fahrbereit und in einem einigermaßen akzeptablen technischen Zustand sein. Da uns dieses Gefährt jedoch die nächsten 8.000 Kilometer zuverlässig (ich betone: zuverlässig) begleiten sollte, hatten wir noch ein paar weitere Anforderungen.
Von Vorteil wäre aufgrund unserer geplanten Route und den damit verbunden Straßenverhältnissen sowie dem Wunsch auch mal in die Abgeschiedenheit zu driften in jedem Fall ein Allrad-Geländewagen, in dem wir mit umgeklappten Sitzen auch gemütlich schlafen könnten. Außerdem sollte er robust sein und technisch so einfach, dass er in nahezu jeder Werkstatt auf unserer Route durch Zentralasien repariert werden könnte (zur Not auch geschweißt, gepanzertaped oder mithilfe einiger Schellen). Alles, was über 150.000 Kilometer auf dem Tacho hatte, schied für uns ebenso aus, wie Fahrzeuge, die unser Budget von 5.000 bis 7.000 Euro überschritten. Den Rest hätten wir uns dann vor Ort besorgt und so unser neues fahrbares Heim ausgestattet – Werkzeugkiste, Wasser und Treibstofftanks, Schmiermittel, Matratze etc. Dabei schwang für uns vor dem Hintergrund des Kaufpreises der Wunsch mit, das gute Stück am Ende auch in Deutschland weiter zu nutzen statt es der Schrottpresse anzuvertrauen.
Wie schon in Der Plan – Teil 2: Der Plan des Plans beschrieben, würde ein Lada Niva Legend 5d alle diese Voraussetzungen erfüllen (ein Ural 4320 würde es also nicht, schluckt auch zu viel, schade). Außerdem wollten wir ja in Irkutsk mit dem Auto starten, wodurch ein Kauf in Russland für uns die erste Option war. Im 5-Türer, den ich bis dato gar nicht kannte und der in Deutschland äußerst selten ist, könnte man im hinteren Teil schlafen und als Sonderoption gäbe es ein Dachgestell für alle unsere noch zu transportierenden Sachen. Der Preis, so denke ich immer noch ist unschlagbar. Ok, die haben keinen Kat, aber den könnte man, so wie ich das recherchiert habe, in Deutschland mit ABE nachrüsten lassen.
Als erstes setzte ich mich mit Alexander in Kontakt, einem Bekannten (russischen-ex-Raketenforscher), um erste Tipps für Autokäufe in seinem Land zu erhalten. Gebrauchte Fahrzeuge fand ich auf auto.drom.ru (hier der Link für die Region 38 – Irkutsk). Unter Lada Niva findet man da allerdings recht schwer das von uns gesuchte 5-türige Modell. Nach einem Ausflug in die verschiedenen Baureihen im Ausland sollte man eher nach Lada Niva 2131 oder 2129 (2 Türer, Langversion) suchen.
Da mir Alex zwischen den Zeilen von gebrauchten Autos abriet, schaute ich mich auch mal auf der offiziellen Lada-Verkaufsseite um. Tatsächlich fand ich auch einen Händler und war über die Preise für ein Modell frisch vom Band echt erstaunt. Im November gab es sogar noch eine staatliche Förderung, wodurch die günstigste Variante bei knapp 4.500 Euro lag.
Mir lag damals ein Leuchten in den Augen und am liebsten hätte ich gleich das Geld überwiesen, um den Lada für uns klar zu machen.
Der Autokauf einfach aber mit einem Haken
Doch die Begeisterung legte sich schnell, als mir Alex im Gespräch eine massive Hürde aufzeigte – die Zulassung. Als Ausländer ist es zwar kein Problem, ein Auto in Russland zu kaufen und die nötigen Dokumente zu erhalten, aber die Zulassung als Fahrzeug, welches in Russland und anderen Ländern genutzt wird, stellt ein nahezu unüberwindbares Hindernis dar. Die einfachere Variante wäre wohl die, sich lediglich Exportkennzeichen zu besorgen. Für unsere Route wäre es jedoch aller Voraussicht nach zu Problemen bei der Überquerung von Ländergrenzen gekommen. Außerdem ist, soweit ich weiß, ein Exportkennzeichen nur eine bestimmte Zeit gültig.
Um es kurz zu machen: In Russland kann man als Tourist ein Auto kaufen und versichern (letzteres sollte man bei Einreise in jedem Land separat machen, es handelt sich dabei in der Regel um eine sogenannte OSAGO (Obyazatelnoe strahovanye avtograzhdanskoy otvetstvenosti). Die Zulassung erfolgt in der Regel, auch für rote Kennzeichen, bei der Polizei oder bei speziellen Zulassungsbehörden. Dabei ist selbstverständlich ein ständiger Wohnort anzugeben, den man als Tourist aber nicht hat. Um dies zu umgehen, müsste man sich in jeder neuen Stadt, in die man mit seinem Auto fährt, bei der Polizei melden (hierbei bin ich nicht recht schlau geworden, ob man das Auto jedes Mal abmelden und wieder anmelden muss). Weiterhin gehören die Kennzeichen in Russland nicht dem Halter oder Eigentümer des Fahrzeugs, sondern dem Staat. Bei der „De-registration“, also dem Verlassen von Russland, ist das Kennzeichen strenggenommen abzugeben, aber was macht man dann an der Grenze, ohne Kennzeichen und Zulassung?
Um dies zu klären schrieb ich verschiedene Mails an den Händler in Irkutsk sowie an Firmen, die den Export von in Russland gekauften Autos anbieten. Gleichzeitig versuchte ich über persönliche Kontakte und Foren schlau zu werden. Das Ergebnis war ernüchternd: keine zuverlässigen Aussagen oder Lösungsansätze weit und breit!
Alternative: Man mietet sich ein Fahrzeug über lokale Anbieter oder internationale Vermieter wie Avis, die einen sehr netten Kundensupport haben. Hier kann man unter „long term rentals“ alle wichtigen Informationen schon im Vorfeld finden. Über Ländergrenzen darf man mit den Fahrzeugen jedoch nicht fahren.
Kernaussagen, des Avis Kundensupport, die ich auf meine Anfrage im Dezember 2020 erhielt:
- Unbeschränkte Kilometer
- Überqueren von Ländergrenzen nicht möglich/gestattet
- Übergabe an anderen Avis Stationen in Russland kostet 25 Rubel/km für die Rückführung nach Irkutsk
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