
Auf in den grünen Kessel
29. März 2021 | Prazeres, Madeira, Portugal | Sören
Höhenmeter haben die Explorer fürs erste genug gemacht und das Wetter war auch nicht das Beste. So entschlossen wir uns für eine leichte Tour, entlang einer Vereda und mitten durch einen Nationalpark. Ich wusste noch gar nicht was mich erwartet, außer, dass es sich um eine sehr schöne Strecke handeln sollte.
Überrascht wurden wir dann von typischen Giebelhütten, einer, fast an eine Schwarzwaldromantik erinnernden Häuserkonstellation, vielen Tunneln und einem süchtig machenden Duft nach Pinienduftkerzen.

Erste Station – Parque das Queimadas
Wie bei vielen Wanderungen auf Madeira, steht erstmal die Anreise an. Aus Prazeres war das für uns nur mit dem Auto möglich. So fuhren wir bei Supprometerstufe 4 los, durch die Küstentunnel und an Funchal vorbei auf die Ostseite der Insel, um dann Richtung Norden nach Santana zu gelangen. Hier, Suprometerstufe 0 und Niesel, ging es dann bergauf zum Parque das Qeimadas und dem dortigen Wanderparkplatz.
Der Nobelpreis ist nahe
Suprometer-Was? Jaja, der geneigte Leser fragt sich nun bestimmt: „Was ist das?“ „Habe ich davon gehört?“ Der neugierige und wissbegierige Konsument dieser Zeilen schlägt sicherlich gleich bei Wikipedia oder Google nach. Doch, er wird enttäuscht sein und nichts finden.
Die Größe des Suprometerstufe mit der Einheit Supron wurde von Lisa Möckel während unseres Kubatrips 2013 entdeckt und fortan weiterentwickelt. Das Supron lässt sich auf einer gleichabständigen Skala von 0 bis 10 einordnen und gibt an, wie stark sich der Photonendruck am Tag auf den Beobachter auswirkt. Anders gesagt, wie stark die Sonne vom Himmel scheint. Die Ankerpunkte auf der Skala sind also 0 für völlig bedeckt bis 10, voller Sonnenschein. Abstufungen sind zum Beispiel Suprometerstufe (SpS) 3, erster wahrnehmbarer Schattenwurf, oder SpS 5, die Sonne will durch die lichte Wolkendecke drücken als auch SpS 7, vereinzelte Wolken huschen vor die Sonne und sonst ist es aber unbewölkt.
Der von Möckel 2013 geprägte Kunstbegriff wurde durch Schäfer erweitert und setzt sich aus Sun, Pressure und Metrisch zusammen: SuProMeter sozusagen. Typischer Satz im Zusammenhang mit der Feststellung der SpS: „Hm, die Sonne drückt schon.“ Dieser wurde bereits in frühester Jugend von Möckels Oma verwendet und prägte maßgeblich bei der Entwicklung.
Duftkerzenfabrik in der Nähe? – Auf zum Caldeirão Verde
Auf dem Parkplatz angekommen zogen wir uns erstmal ein Parkticket, welches wir später aber gar nicht brauchten, weil die Schranke eh noch offen stand. Überrascht hat uns eher eine fast schon Schwarzwaldromantik mit den am Parkeingang erbauten Häusern und den Gänseteichen mit süßen Gänseunterkünften.
Kurz nach dieser Impression hat aber etwas ganz anderes unsere olfaktorischen Sinne gereizt und erfreut. Fast zur gleichen Zeit nahmen wir in unserer Nase einen besonderen, weichen, leicht herben, aber auch süßlichen, pinienartigen, nach Frische riechenden Duft war, den wir schon von einer unserer Duftkerzen kannten (wow, Düfte beschreiben ist schon schwer). Da keine Duftkerzenfabrik in der Nähe war, konnte es nur von den Bäumen kommen. Wir hielten Minuten inne und rochen den ganzen Wald fast leer, oder jedenfalls, bis unsere Nasen an den Duft gewöhnt waren. Erst dann machten wir uns weiter auf den Weg.
Vorbei ging es auf echt gut instandgehaltenen Wegen entlang der Levada und durch einen echt schönen, alten Wald mit verdreht wachsenden Bäumen (Lorbeer?). Da wir einen flache Route gewählt hatten, kamen wir gut voran und konnten die Blicke auf die uns gegenüber liegenden Hügel richten (wenn der anfangs dichte Nebel das zuließ), die Fische in der Levada betrachten und einfach den Gedanken hinterherhängen.
Der Nebel war inzwischen weniger geworden und das SpS stieg langsam an. Unterbrochen wurde unser Weg immer wieder durch Tunnel, die in die Berge getrieben worden waren und in denen man ohne Taschenlampe nichts sehen konnte. Wir hätten uns ja am plätschern des Wassers orientieren können, wären dann aber mit verbeulten Köpfen am anderen Ende wieder herausgekommen. Die Tunnel sind oft nicht sehr hoch. Aber die Explorer hatten ja ihre Ausrüstung dabei.
Nach knapp 8 km und 2,5 h gemütlichen Laufens erreichten wir den Caldeirão Verde, einen hohen, grünen Talkessel in den sich ein Wasserfall stürzt, der unten eine wunderschöne kreisrunde Lagune von türkisblau in der Mitte bis kupferorange am Rand bildet. Im Sommer sicherlich ein guter Bade- und Erfrischungsspot.
Wer ca. 4 km und 90 Minuten dranhängen will, kann noch eine Etappe weitergehen, zum Caldeirão Inferno.
Da die Zeit knapp wurde, denn wir mussten ja entsprechend der Ausgangssperre wieder um 19:00 Uhr in Prazeres sein und hatten noch 75 Minuten Fahrt vor uns, ging es für uns flotten Fußes, aber bei SpS 4 wieder zurück zum Ausgangspunkt. Allerdings jedoch nicht, ohne vorher nochmal das kleine Waldstück (ca. 500 m auf den Weg entlang hinter den „Schwarzwaldhütten“) leer zu riechen. Kann man das mitnehmen?
Die Tour im Überblick
