
Der Ritt auf dem Drachenschwanz von São Lourenço
28. März 2021 | Santa Cruz, Madeira, Portugal | Sören
Wenn man sich Madeira aus der Luft anschaut, oder auf Karten, kommt man nicht umhin der Insel am Ostende eine Art Schwanz anzudichten, einen Drachenschwanz eben. Außerdem, um bei dem letzten Wort des vorherigen Satzes zu verbleiben, eine wunderschöne Wanderung über, für „madeirische Verhältbnisse“ ebenes Gelände. Am Besten ist es natürlich der Sonne über den PR 8 entgegenzugehen, aber dafür muss man schon verdammt früh aufstehen oder auf der schönen Zeltmöglichkeit am Zipfel der Insel übernachten. Mit Mut kann man den Drachenschwanz an so manchen Steilklippen entlangwandernd erklimmen, sich an den Badebuchten erfrischen und schließlich zum Endspurt auf den Pico do Furado ansetzen – den Drachen damit bezwingen sozusagen.

Den Drachen finden
Da der Drache oft in Nebel verhüllt ist und wir kein Auto hatten um selbst anzureisen, haben wir uns die Tour aus Funchal mit den Öffis anreisend, ausgesucht. Es dämmerte gerade, als wir früh um 7:00 Uhr aufstehend und zu den Cais laufend, der Vorstellung nachhingen, dass wir im Morgengrauen und bei Sonnenaufgang den Osten der Insel erreichen würden. Der SAM 113 nach Caniçal/Baia da Abra (sollte man schauen welcher bis an die Endhaltestelle fährt) startete seine Reise um 8:00 Uhr für knapp 4 € pP. Durch die Berge fahrend erreichten wir als erstes die Stadt Machico, in der uns aufgeregt kommuniziert wurde, dass wir den Bus wechseln mussten. Das Gewusel war groß und der Busfahrer des anderen Busses, in welchen wir steigen sollten, wusste schon gar nichts mit den von uns im ersten Bus gekauften Tickets anzufangen und schickte uns zu der Rezeptionistin, die uns sagte, dass wir doch auf den nächsten Bus warten sollten. In der Zwischenzeit fuhr der Bus jedoch schon los und wir mussten uns über eine Stunde gedulden, bis wir den gleichen Bus wieder nehmen konnten. Also einfach umsteigen in die 116 nach Caniçal. Wir versüßten uns die Zeit derweil mit zwei Café Pica und einem süßen Teilchen in der nahegelegenen Padaria.
Schließlich machten wir uns auf den Weg gen Osten, um in Caniçal auszusteigen und ein wenig mehr Wanderstrecke zurückzulegen, da der offizielle Weg erst in Baia da Abra startet. Am Hafen ausgestiegen erklommen wir erstmal die Berge Richtung Anhöhe mit einigen Windrädern, um etwas enttäuscht auf die Stadt zurückzublicken, die wohl ein Industriezentrum darstellt. Egal, der Blick sollte ja nach vorn gehen. Die Morgensonne hatten wir zwar schon verpasst, aber um 09:45 Uhr war das Wetter auch schon toll. Entlang der Bergpfade wanderten wir an der nördlichen Steilküste auf eine Anhöhe mit 165 m, um die ersten atemberaubenden Ausblicke über den Drachenschwanz und die steilen Klippen zu erhalten.
Anschließend trotteten wir den bewiesten Berg hinunter und folgten dem offiziellen Wanderpfad bis zum Pico do Fuardo.



Finis Terrae Madeira – und nun?
An dessen Berghängen fanden wir auch eine kleine Bar und natürlich einen Anbieter von Bootstouren. Diesen kann man nutzen, um zurück zum offiziellen Parkplatz zu kommen, oder um eine Umrundung der vorgelagerten Inseln mit Leuchtturm zu machen. Der Leutturm ist zwar seit einigen Jahren automatisiert, aber vielleicht ein schöner Anblick von der der anderen Seite.
Interessanter finde ich, dass die Madeiraner die Inseln früher zum Anbau von Gerste genutzt haben, um daraus Bier zu brauen, als auch immer wieder Nutzvieh auf die Inseln, denn die waren ja grün und das Vieh konnte nicht ausbüchsen, brachten. Dies rief wiederum gar grausige Piraten auf den Plan, die das Vieh dann doch klauten und selbst auf den Schiffen nutzten.
Wie schon angemerkt, kann man sich auch häuslich niederlassen und in einer Art Steinkreis zelten, was sicherlich, wenn das Wetter es zulässt ein besonderes Erlebnis ist. Des Weiteren kann man sich nach der ersten Wanderetappe wunderbar erfrischen. Keine 500 Meter vom Zeltplatz entfernt, über ein paar Stufen, kommt man an eine Anlegestelle oder einen Steinstrand, an welchen man sich in ein kühles Nass stürzen kann. Gesagt getan – Muito refrescante.
Für uns ging es anschließend leider wieder zurück. Diesmal jedoch nicht nach Caniçal , sondern an die Endstation der Buslinie 113 und somit dem offiziellen Parkplatz für Wanderer, die mit dem Auto anreisen. Da uns das Warten zu lang war und wir schon auf den Hinweg eine kleine Siedlung ausgespäht hatten, verabschiedeten wir uns vom Drachenschwanz und legten die paar Meter zu Fuß zurück, um was festzustellen…? Genau, dass es zwar eine Siedlung ist, aber dass es sich bei der Quinta do Lorde um ein Dorf handelt, dass ein Resort ist, was nur für Urlauber zugänglich und erbaut wurde, um sich zu fühlen, als ob man in einem madeirischen Dorf wohnt – mit Kirche, Marina, Dorfplatz, Bars und allem PiPaPo. Fehlen nur noch zehn engagierte Dorfmütterchenschauspieler, damit man sich wie in einer Art Truman Show fühlt. Naja, auch das blieb uns verwehrt, denn auf Grund von Corona war kein einziges Haus vermietet und die Kulisse eben nur ein Potemkinsches Dorf.
Zu guter Letzt wanderten wir eben zu einer weiteren Bushaltestelle, direkt am Parkplatz zum wohl schönsten, natürlichen Strand von Madeira, dem Prainha do Caniçal. Echter Sandstrand lockt hier zum Baden und eine ausladende Bucht. Für die Explorer ging jedoch der Tag zu Ende, denn ab 18:00 Uhr hieß es wieder zu Hause sein – Ausgangssperre.
Die Tour im Überblick
