
Jardim do Mar – Abstieg zum Surferspot Madeiras
27. März 2021 | Prazeres, Madeira, Portugal | Sören
Wer an der Südküste, in der Nähe von Prazeres angekommen ist, der kann mühelos über den Hang nach untern blicken. Es ergibt sich der Eindruck, dass man direkt vom Rand der Wiesen in das heranbrandende Meer springen könnte. Zu dumm, dass man dann direkt vom „Rand der Welt“ in einen 500 Meter tiefen Abgrund am Steilhang springen könnte, ohne nur einen Meter zu kullern.
Wer also ans Meer will, der muss ebenso wie wir die 500 Höhenmeter überwinden – per Pedes eben über den Wanderweg PR 20.

Über 1.423 Stufen – Die Vereda do Jardim do Mar
Eigentlich hätten wir mal schauen sollen, ob der Wanderweg denn überhaupt offen ist. Dies dachten wir uns jedenfalls, als wir an einem Felsabsturz ankamen und unter einem kleinen Durchgang von umgeknicktem Zuckerrohr durchkriechen mussten. Kurzum, der PR 20 war zu dieser Zeit nicht geöffnet. Naja, geschafft haben wir den Abstieg und den anschließenden Aufstieg trotzdem.
Bereits zu Beginn des Wanderwegs kann man einen einzigartigen Blick über den Atlantik und etwas tiefer, nahezu senkrecht unter den Füßen einen ebensolchen auf Jardim do Mar erhaschen. Der windet sich an dem Steilhang entlang, der aber nicht so schwer wie die Vereda o Pesqueiro ist.
Viel interessanter ist allerdings das Ziel, der Ort Jardim do Mar (Meeresgarten). In den gelangt man auf einem schmalen Pfad, wenn man eben nicht mit dem Auto kommt. Sollte man diese Option wählen, dann hat man es schwer, weil es in dem Ort nur ca. 200 m befahrbare Straße gibt. An diesen schmalen Pfad knüpft sich ein kleiner Ort mit einem gepflasterten Wegenetz, kaum breiter als einen Meter, an den sich die Häuser und kleinen grünen Gärten der Einwohner anknüpfen.
Vom Stil her ist der Ort ganz anders als die anderen Städte und Dörfer, die wir kennengelernt haben. Wie gesagt, es gibt keine Straßen, der Ort ist vom Meer auf der einen Seite und vom 500 m hohen Steilhang auf der anderen eingeschlossen. Alles ist mehr auf Tourismus ausgelegt, angefangen von den Surfer-Hostels, über die ewig lange Strandpromenade bis zu den Unterkünften. Ok, welcher Einheimische will hier auch wohnen, wo es doch endlos weit ist bis zum nächsten Ort und es wenig Jobs in Jardim do Mar selbst zu geben scheint.
Irgendwie ist der Ort mit seiner Andersartigkeit aber auch faszinierend. Surfer haben wir zwar keine gesehen, aber es gibt eine Bademöglichkeit und eine Art von Ausspannen sowie Abgeschiedenheit, wie es das portugiesische Leben sonst vermissen lässt. Für 2-3 Tage kann das sicher ganz cool sein. Wir genossen es für ein paar Stunden, bevor uns der Aufstieg, nach einen Besuch in Joe’s Bar mit Privat-Rock-Gig aus dem Nachbarhaus wieder die 1.423 Stufen aufwärts führte. Gut, dass es auf dem Weg ein paar Quellen und Wasserbrunnen gab.
Eine kleine Anekdote am Rande… Sören vollbrachte heute die gute Tat des Tages, als er einer in Not geratenen deutschen Urlauberin mit ihrem T-Roc half, der nämlich am steilen Superberg nicht mehr anfahren wollte. Klar kann er fahren, war die Antwort auf ihre Frage. Das erwies sich aber gar nicht als so einfach. Man hätte ja meinen sollen, der T-Roc von VW müsste aufgrund des geländegängigen Aussehens jeden Anstieg mit links meistern (Anm. keinen T-Roc kaufen, der sieht nur so aus), aber falsch gedacht! Nach drei Anläufen und mit durchdrehenden Reifen sollte sich das Gefährt in die angegebene Richtung aufmachen und seine Pferdestärken bergauf bewegen.