Auf dem Tisch: Tiefseeungeheuer mit Vitamin-C-Schock

26. März 2021 | Prazeres, Madeira, Portugal | Lisa

Einige der wichtigsten Inselspezialitäten haben wir in den vergangenen Wochen bereits in Snack-Bars und kleinen Kneipen ausprobieren können, etwa Prego Especial, Lapas, Tremoços, Bolo do Caco, Coral (Stout) und auch Espetada (Erläuterungen siehe Bildleiste). Nun ist es Zeit für den nächsten Schritt: Madeirische Delikatessen selbst zubereiten! Dafür gibt den heute typischen Degenfisch auf zweierlei Art zubereitet und begleitet von zwei Gläschen hausgemachter Poncha.

Mitten im Atlantik und nirgends ein echter Fischmarkt?!

Madeira ist umgeben von Wasser – da sollte man meinen: Fischmärkte gibt es an jeder Ecke, beziehungsweise in jedem kleineren und größeren Örtchen. Tatsächlich hatten wir in unserer ersten Woche im Westen der Insel jedoch wenig Glück, sodass wir unsere Hoffnungen auf den Aufenthalt in Funchal setzten. Wo, wenn nicht in der Hauptstadt sollten wir an deliziöses Meersgetier kommen? Auf dem Mercado dos Lavradores werden wir fündig. Hier bieten lokale Händler neben frischem Obst, Gemüse und Blumen auch das an, was sie in der Nacht in ihre Netze und an ihre Haken bekommen haben.

Wir trudeln also vorbei an den Fängen – neben riesigen Stücken Thunfisch sticht vor allem einer ins Auge, nicht zuletzt, weil er fast zurückzuschauen scheint: Der schwarze Degenfisch, die Espada preta. Ist der erste Blick schon gruselig, verstärkt der zweite diesen Eindruck noch, denn neben den riesigen Augen verfügt dieses aalartige Tiefseeungeheuer auch über echt fiese spitze Zähne, die ihn eindeutig als Räuber ausweisen. Die nachtschwarze Färbung scheint dieses Bild noch abzurunden, entsteht aber tatsächlich erst durch die Lagerung.

Degenfisch mit Citrus-Kick

Glaubt man Wikipedia, wird die Espada wohl nur hier auf Madeira wirklich gezielt gefischt und als Traditionsgericht beinahe überall angeboten. Daher ist klar, dass auch wir ein Stück Inselkultur auf unsere Teller holen wollen. Natürlich hätten wir die Espada auch in einem der vielen Lokale hier ganz landestypisch mit Banane zubereitet probieren können, doch wir haben andere Pläne. Unserer Erfahrung nach eignen sich Raubfische ganz hervorragend für Ceviche, ein Gericht, das vor allem in Lateinamerika beliebt ist, und bei dem der rohe Fisch in Zitronen- oder Limettensaft, Zwiebel, Koriander und Chili eingelegt wird. Das Fleisch „gart“ dann allein durch die Säure – je nachdem, wie viel Sushi-Feeling man möchte, kann der Fisch entweder direkt nach dem Übergießen serviert werden oder für mehrere Stunden in der Flüssigkeit liegen. Neben der Espada landet schließlich noch ein wunderschönes Thunfischfilet auf der Waage, bevor wir nebenan im Obst- und Gemüse-Patio die restlichen Zutaten für unseren Fisch- und Poncha-Abend besorgen. (Zu letzterem gleich mehr!)

Ceviche Madeira-Style (für 2 Personen)

  • 2 Espada-Filets (jeweils ca. zwei Handbreit)
  • 3 Zitronen
  • 1 Orange
  • 1 Maracuja
  • 1 große Zwiebel
  • 1 Bund Petersilie (es gab keinen Koriander, sieht außerdem fast genauso aus)
  • 1 Chili
  • 1 Knoblauchzehe

  1. Espada-Filet in etwa daumennagelgroße Stücke schneiden
  2. Zitronen und die Orange gut auspressen (wer auf Madeira ist, nutzt dafür am besten den Poncha-Quirl, ansonsten tut’s auch eine Zitronenpresse)
  3. Maracuja halbieren und Fruchtfleisch herauslöffeln
  4. Knoblauchzehe schälen, Chili entkernen, beides fein hacken
  5. Zwiebel schälen und in nicht allzu kleine Stückchen schneiden
  6. Petersilie hacken
  7. Alles in eine große Schüssel geben, Fisch gut unterrühren und je nach Geschmack direkt servieren (Ceviche al Minuto) oder einige Stunden ziehen lassen.

One Poncha a day keeps the doctor away!

Um auch garantiert gesund zu bleiben, haben wir uns dazu noch den Insel-Klassiker Poncha zubereitet, die wohlschmeckendste Erkältungsprävention, die ich je probiert habe, reich an Vitamin C, Honig und Rum! Poncha gibt es hier in beinahe jeder Kneipe, jeder Bar und jedem Restaurant in verschiedenen Varianten, etwa Poncha Regional (mit Orange und Zitrone), Poncha Pescador (nur Zitrone) oder Poncha Maracuja. Darüber hinaus scheinen die Madeirer ihren Lieblingsdrink gern auch im Urlaub zu konsumieren – immerhin hatten zwei unserer drei Insel-AirBnBs die komplette Ausstattung zur Herstellung dieser hochprozentigen Vitaminbombe in der Küche parat. Das wichtigste Utensil, der Poncha-Quirl, wurde ja bereits erwähnt. Ansonsten ganz wichtig: ein Sieb, ein Messbecher und die richtigen Gläser. 

Zutaten für 2 Gläser Poncha Regional

(ja, das klingt erstmal wenig, aber bei dem Rum-zu-Saft-Verhältnis braucht es auch nicht viel mehr)

  • 1 unbehandelte Zitrone
  • 1 Orange
  • 200 ml (madeirischer) Rum
  • 2 Esslöffel Honig
  • 2 Teelöffel Zucker
  1. Zitrone schälen und Schalen mit 2 Teelöffeln Zucker stampfen (Poncha-Quirl)
  2. Zitrone und Orange auspressen – das sollte ca. 200 ml Saft ergeben
  3. 2 Esslöffel Honig in den Saft einrühren
  4. Zitronenschalen-Zucker-Mischung zugeben
  5. 200 ml Rum zugeben und alles gut verquirlen
  6. Je nachdem, wie viel Fruchtfleisch man mag, entweder alles noch mal durch ein Sieb geben, oder beim Einschenken die großen Stücke einfach mit einem Löffel zurückhalten.

Die Songs zum aktuellen Gefühl (pappsatt, leicht angesäuselt und mit stumpfen Zähnen von viel zu viel Zitronensäure)

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