Izmir, Fethiye, Kaş & Antalya

17. Juni 2021 | Sary Chelek | Sören

Dies ist ein Rückblick, denn ich sitze gerade leicht sediert am tosenden Fluss des Nationalparks Sary Chelek. Warum denn mit einem leichten Rausch? Tja, das liegt wohl an der Ankunft mit unserem aktuellen Reisegefährt Miss Brooks (Infinity QX4) an unserem heutigen Schlafplatz und der Feier des gleichzeitigen Klassentreffens einer kirgisischen Gruppe. Diese lädt uns sogleich zum Tanz ein und es dauert nicht lange, da kommt deren Organisator auf uns zu und schnippt mit Daumen und Zeigefinger an seine Halsschlagader: „Sto Gramm?“. Wir können unmöglich ablehnen und so müssen wir schon gegen 11 Uhr morgens Cognac und Vodka mit der Gruppe trinken, essen und in der Mittagssonne Tanzen. Aber hier will ich noch nicht zu sehr vorausgreifen und leite gern (sobald er fertig ist) auf einen späteren Beitrag über die Erlebnisse während unseres kirgisischen Roadtrips weiter.

Ich möchte mich in diesem Rückblick noch einmal über unsere Erfahrungen in vier Städten beziehen, die uns auf unserer Reise durch die Türkei maßgeblich begleitet haben. Selbstverständlich darf auch Istanbul nicht fehlen, aber über die ersten Eindrücke sowie einige der zentralen Sehenswürdigkeiten in der Bosporus-Metropole hat Lisa bereits ausführlich geschrieben. 

Izmir – touristisch kaum erschlossen, liberal und sicher eine Partyhochburg

Izmir? Wo liegt das denn? Die drittgrößte Stadt der Türkei befindet sechs Busstunden südlich von Istanbul am Mittelmeer. Auf die Liste unserer Reisestopps hat es die Metropole durch eine Reportage im „Weltspiegel“ geschafft, in der ausführlich über den hohen Grad an Freigeist, Jugend und Liberalismus berichtet wurde, der hier wohl am Ausgeprägtesten von der ganzen Türkei sein soll. Also, warum sich nicht selbst ein Bild machen?

In Izmir leben über 4,5 Millionen Einwohner, die Stadt erstreckt sich beidseitig einer riesigen Bucht am Mittelmeer. Doch trotz der immensen Küstenfläche: Stadtstrand, oder überhaupt einen Strand, gibt es nicht. Hierfür sind wir nach Çeşme gefahren. Dafür glänzt die Stadt mit einer modernen Infrastruktur (Metro, Tram, Bus, Fähren, eScooter, Rent a Bike) und einer superschönen Uferpromenade zum Entlangschlendern und mit Bänken, die in das Meer hineinreichen.

Am Abend angekommen, sitzen wir mit einem im Geheimtekel (zur Erklärung: Tekel sind kleine Läden, die in der Art von Spätis vor allem Alkohol verkaufen, das aber eigentlich während des Lockdowns in der Türkei an Wochenenden nicht dürfen) (nach dem Klopfen an der Tür) gekauften Bier an der Promenade und genießen den Sonnenuntergang, als wir zum ersten Mal von der Polizei kontrolliert werden. Kurz rast unser Puls, aber dann zeigen wir unsere Ausweise, haben unser Bier abgedeckt und können dem kritischen Blick des Polizisten standhalten.

Wir bleiben eine ganze Woche in der Metropole, die sicherlich ohne die Corona-Beschränkungen sicher enorm kurzweilig wäre. So merken wir aber schnell, dass die erwartete Leichtigkeit und der Trubel in der City stark eingeschränkt sind. Trotzdem langweilen wir uns nicht und erleben viel. Hierzu möchte ich sagen, dass wir immer herzlich und freundlich empfangen wurden, angefangen von Murat (um die Ecke des Cagla Pinar Hotel) in unserer Çay und Turk Kaveshi Bar, über die Einladung zum Lokomi essen, über die Hilfsbereitschaft der Metro Security und die Einladung zu echten Izmir Köfte durch unseren Hotelportier.

Aber gut, was haben wir gemacht, denn Izmir sprudelt ja gerade vor jugendlicher Energie?

1. Die Uferpromenade entlanglaufen

Wir haben uns einen ganzen Tag Zeit genommen und sind die linke Seite der Uferpromenade von Izmir entlanggelaufen. Ganze zwölf Kilometer (one Way). Allein hier haben wir schon einen guten Eindruck von einzelnen Stadtteilen erhalten. Völlig platt haben wir für den Rückweg die an der Küste entlangfahrende Tram genutzt, genauso gut wäre es sicher, eine der Fährverbindungen zu nutzen. Um die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, benötigt man eine Izmir Card, die in vielen Läden zu kaufen und wiederaufzuladen ist.

2. Mit der Fähre auf die andere Seite fahren

Nachdem wir die vom Ende der Bucht aus gesehen linke Seite zu Fuß erkundet hatten, haben wir die andere Uferseite von Izmir (Çiğli) mit der Fähre besucht. Hier erleben wir ein komplett anderes Stadtbild, weniger Shops, dafür mehr Wohnungen und eher das normale Leben, mit viel weniger Trubel. Klar gibt es hier auch die Einkaufsstraßen, aber eben vereinzelt. Das Stadtbild insgesamt wirkt etwas aufgeräumter und weiter, nicht ganz so gedrängt, wie in Alsancak, wo wir untergekommen sind. Uns hat es hier sogar noch etwas besser gefallen.

3. Auf den Festungsberg wandern

Am Basar vorbei passieren wir einen Ort mit Überresten der Antike (ein Museum, in welchem auf einer eingezäunten Wiese die Reste einer antiken Siedlung nicht lebensnachempfunden, sondern geordnet nach Säulen, Steinen und Statuen, aufgereiht sind) und gelangen auf den Berg mit der großen türkischen Flagge, mitten durch erste ärmere Viertel von Izmir. Ja, die gibt es hier auch – eingestürzte und verlassene Häuser (Erdbeben?), Kinder, die betteln, wenn sie einem Fremden begegnen und aus Plasteplanen zusammengehaltene Hütten. Wir erreichen schließlich das, was von der alten Festung auf dem Berg noch übrig ist und haben einen erstaunlichen Blick über das Izmir, das wir kennen und jenes Izmir (4,5 Millionen), das sich noch weit, weit hinter den Festungsberg erstreckt. Wow. Hier oben gibt es anscheinend auch einen Markt, der aber heute geschlossen ist. So nehmen wir mit dem Besten von mir genossenen Çay vorlieb, den es in einer kleinen Hütte mit einladenden Sitzbänken gibt.

4. Die Innenstadt unsicher machen, Streetart bewundern und den Bars einen Besuch abstatten

Vor allem innerhalb des Alsancak-Districts kann man wunderbar die Straßen entlangschlendern, aus unerfindlichen Gründen Brautkleider anschauen, bis man vor lauter weiß, Tüll und Pailletten gar nichts mehr sieht und sich immer wieder von großflächigen Grafittis überraschen lassen. In den Querstraßen stößt man auf eine spannende Barszene. Von Wein, über Bier, Tee, Softdrinks bis hin zu guten Cocktails kann man alles finden. Hier reichen die Preise von 15 TRL (1,5 €) für ein Bier mit Popcorn bis zu 80 TRL (8 €) für einen außergewöhnlich guten „Old Fashioned“ im Kepler Pavillion. In einer Bar treffen wir auf eine Gruppe junger Frauen, die den Abend feiernd und tanzend genießt. Wenn das die Ausgelassenheit während normaler Zeiten ist, ist Izmir auf jeden Fall einen weiteren Besuch wert.

5. Durch den Atatürk-Park wandeln

Der Atatürk-Park erstreckt sich über ein großes Areal, mitten in der Stadt und ist Austragungsort von Konzerten und anderen Großevents, wie dem Marathon, den Lischen schon am Vorabend gewann, Stätte eines kleinen Vergnügungsparks und Erholungsort für alle Izmirer, die ein schattiges Plätzchen suchen. 

6. Das Atatürk-Museum besuchen

Das haben wir leider nicht gemacht, da wir kein so schlechtes Wetter hatten. Ist aber bestimmt interessant und gleich neben dem griechischem Konsulat.

7. Ausflug nach Çeşme

Wenn Izmirer an den Strand wollen, schwärmen sie von Çeşme. Der Küstenort liegt auf einer Landzunge, die beinahe die griechische Insel Chios berührt, und soll mit typisch griechischem Flair begeistern. Das klingt gut, also nehmen wir die Metro und fahren bis zur Endstation Fahrettin Altai, wo etwas versteckt hinter der Tankstelle der Busbahnhof liegt. In 60 Fahrtminuten gelangen wir in den verschlafenen Ort mit niedlicher Strandpromenade und einigen verschlungenen Gassen. Wirkliches Griechenland-Feeling kommt noch nicht auf und auch den Strand müssen wir erst eine weile suchen.  Dort angekommen ist es Anfang April noch etwas zu frisch zum Baden, aber in einem der zahlreichen Strandcafés lässt es sich bei einem Raki und mit Blick aufs Meer gut aushalten.

Sollte man übrigens Lust auf eine Schönheits-OP haben, scheint man in Izmir auch richtig zu sein, so verheißen es jedenfalls die Plakate und Banner, die man fast an jeder Ecke in Izmir sehen kann.

Fethiye – traumhafte Bucht, warmes Meer und Sandstrand in britischer Hand

Fethiye ist die erste große Stadt (knapp 150.000 Einwohner) mit Sandstrand an der Westküste der Türkei, südlich von Izmir. Besonders schön ist die Bucht, die man sich vom langgezogenen Strand, nördlich der Innenstadt anschauen kann. Ein Spaziergang an dessen Promenade lohnt sich allemal. In Fethiye kann man sehr gut relaxen und die Seele baumeln lassen. Irgendwie ist es nicht zu hektisch und wenn es nicht von Touristen überrannt wird, auch ein paar Tage Aufenthalt wert. An Fethiye schließt sich Ölüdeniz an, eine eher an eine Westernstadt erinnernde, mit Buden bebaute Hotelregion, in welcher sich vor allem Briten einen Urlaub zu gönnen scheinen. Dafür sind die umgebenden Berge und die „Blue Lagoon“ definitiv einen Besuch wert.

Was kann man in Fethiye machen?

1. Am Strand chillen und die Brandung sowie die Sonnenuntergänge genießen

Fethiye hat eine kilometerlange Küste, an der wir die kühle Brandung genießen und am Abend die Sonnenuntergänge hinter den Inseln in genauer Westausrichtung genießen. Wir beobachten die einzelnen Segelboote und können uns am Bergpanorama hinter uns und dem Mittelmeer vor uns nicht satt sehen. Wir hatten eine Unterkunft 45 Gehminuten nördlich der Innenstadt, von hier sind es selten mehr als zehn Minuten zu Fuß bis zum Strand (Çaliş Plaj).

2. An der Uferpromenade entlangschlendern

An den Strand schließt sich eine weitere, vielleicht drei Kilometer lange Uferpromenade an. Von der Innenstadt aus passiert man hier einen Teil des Hafens, an der Promenade befindliche Restaurants und Bars (manche sind echt ganz liebevoll gestaltet) und einen öffentlichen Freizeitpark mit Schaukeln, Rutschen, Kletterdingen und so weiter.

3. Paragliden vom Babadağ

Zahlreiche Tourenanbieter haben ein breitgefächertes Portfolio an Actionangeboten. Angefangen von Quadtouren bis hin zu Tandemparagliden von bis zu 1.900 Metern. Wir entscheiden uns für das Paragliden mit Sky Sports Turkey, die wir echt empfehlen möchten. Ein klasse Team, die den Transport organisieren, qualifiziert sind und Englisch sprechen. Außerdem gehen sie wirklich auf die Kunden ein und sehen das nicht als eine einmalige, schnelle Tour, bei welchem wir von einen Sprung mit Anlauf von 1.700 Metern wagen. Das Ganze hat uns mit Fotos je 120 € gekostet. Dabei rennt man vom Babadağ gegen den Wind an und schwebt mit allerhand Action, wenn man das wünscht, oder auch mal selbstgesteuert auf die Blaue Lagune zu und kann dabei wunderbar die großartige Landschaft aus einer ganz neuen Perspektive erleben.  

4. Wandern auf die umliegenden Berge

Aus Zeitmangel, und weil wir ja schon zwei Tage später den Lykischen Weg in Angriff nehmen, haben wir die Wanderungen auf die umliegenden Berge nicht gemacht. Alle Gipfel sind besteigbar und bieten sicherlich einen atemberaubenden Ausblick.

5. Die blaue Lagune besuchen

Unabhängig davon, ob man die blaue Lagune bereits aus der Luft gesehen hat, oder nicht, lohnt sich auch ein Besuch zu Fuß. Von oben wirken die Berge und die Farben der Lagune besonders imposant. Vom Strand aus kann man aber in das kühle und ruhige Nass springen. Dabei wagen wir den Vergleich zwischen dem Wasser der Lagune und dem Mittelmeer. Ok, ein großer Unterschied ist nicht zu spüren, aber schön ist es trotzdem. Wir waren allerdings nicht zur Touristensaison da, denn dann sollen, nach Auskunft von Onur (mein Paraglidingflieger), die Touris wie eine Ameisenstraße anstehen, um die blaue Lagune zu sehen.

6. Die Innenstadt unsicher machen

Das Zentrum von Fethiye ist wahrlich nicht groß. In der Mitte kann man den Basar besuchen, oder die Läden, die sich dicht an dicht drängen. Im Basar statten wir dem Käseladen einen Besuch ab und kaufen zum ersten mal Ziegenkäse, der in Ziegenfellen reift (Tulum) sowie Bergama. Lecker. Sonst besuchen wir noch den Hafen und den Marktplatz, der etwas außerhalb der Innenstadt liegt.

7. Ghost Town entdecken

Südöstlich von Fethiye liegt „Ghost Town“, eine alte, verlassene, griechische Ruinenstadt. Die Stadt ist nach dem Türkisch-Griechischen Krieg von den Griechen aufgegeben worden. Dies geschah infolge eines Einigungsvertrags zur Umsiedlung von Türken und Griechen aus den einzelnen Regionen der beteiligten Länder. Einen Tagesausflug ist die Besichtigung schon wert. Dies kann man auch auf eigene Faust machen. Die Anfahrt ist hier beschrieben und kostet max. 15 Türkische Lira. Dort angekommen zahlen wir 10 Lira eintritt und können uns zwischen den Ruinen frei auf Entdeckungstour machen.

8. Ein Boot mieten und die 12-Inseltour machen & mit dem Piratenschiff fahren

Haben wir beides nicht gemacht, kann aber ganz interessant sein, zumindest die 12-Inseltour. Wie schon eingangs beschrieben, besticht Fethiye mit einer Bucht voller kleiner Inseln. Mit dem Piratenschiff, welches der Black Pearl von außen nachempfunden ist, jedoch nur unter Motor zu fahren scheint und mit einem am Heck prangenden riesigem Bildnis von Davy Jones protzt, kann man auch einen Abstecher wie auf einem Kreuzfahrtschiff machen. Ob sich das lohnt, wissen die Expolorer aber nicht. Sieht aus wie eine Touristenfalle.

Kaş – Ein Idyll zum Relaxen

Nach den ersten 150 Kilometern auf dem Lykischen Weg erreichen wir die kleine Küstenstadt Kaş. Hier wollten wir eigentlich nur einen dreitägigen Zwischenstopp in unserem super nicen Hotel Luna-Elea einlegen, den wir dann jedoch alle zwei Tage aufs Neue verlängern. Wir haben uns in das kleine, beschauliche Küstenstädtchen verliebt und wollen am liebsten gar nicht mehr aufbrechen. Alles ist hier super gechillt und die Wege sind nicht zu weit. Zwar sind die nächsten Strände zum kristallklaren Wasser fest in der Hand von Hotels oder Bars, aber sowohl im Osten als auch im Westen der Stadt findet man nach knapp 20 Minuten zu Fuß wunderschöne Badebuchten, die auch von den Einheimischen genutzt werden. Auch wenn Kaş am Anfang klein und beschaulich wirkt, als ob man hier keine Woche aushalten könnte, wir könnten problemlos vier Wochen dort verweilen.

Wir relaxen und erkunden die Stadt sowie die drei bis vier Einkaufsstraßen fortan jeden Tag, abwechselnd mit dem nachmittäglichen Baden gehen.

Sonst organisieren zahlreiche Anbieter in Kaş auch Touren an. Wir entscheiden uns für ein Tauchadventure mit dem Team von Dragoman Diving and Outdoor und machen unseren PADI Open Water Tauchschein in knapp vier Tagen. Wenn man den dann hat, kann man sich gern auf eines der vielen Boote einmieten und für rund 30 € pro Tauchgang das Tauchrevier – zum Beispiel ein versenktes Flugzeug, alte Amphohren oder die Unterwasserflora und -fauna – erkunden.

Antalya – Besser als gedacht, abseits von All-Inclusive Hotels

Auch wir haben ein Bild von Antalya vor Augen. Eine Stadt voller Hotels und Bettenburgen, vollgestopft mit All-Inclusive-Touristen. Aber, dem ist nicht so, als wir in Antalya einlaufen. Dabei beziehe ich mich auf die Altstadt und vor allem Konyaalti. Die Altstadt liegt an einer Steilküste und weist keine Strände auf. Besonders schön ist hier, dass die Steilküste grün belassen wurde. Entweder gibt es hier Parks oder einen Grünstreifen, den man zu Fuß oder auch mit dem Fahrrad etc. erschließen kann. Dabei lohnt sich ein Besuch der Altstadt, die voll der kleinen Gassen ist. Etwas weiter hinten transformiert sich die Stadt in das Abbild einer normalen türkischen Stadt mit kleinen Lädchen dicht an dicht, aber mit dem dortigen, „moderneren“ Baustil.

In Konyaalti herrschen zwar eher Hotels in der ersten Reihe vor, aber eher im Stil von Mehrfamilienhäusern bzw. -Blöcken. Diese stechen nicht aggressiv ins Auge. Wir geben uns mit der zweiten Reihe zufrieden und sind etwas näher bei den Locals. Auch hier brauchen wir nur knapp fünf Minuten bis zum Strand und seinem erfrischenden Nass.

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