
Der Plan – Teil 2: Der Plan des Plans
19. Februar 2021 | Leipzig, Deutschland | Sören
Ein halbes Jahr Freiheit, da gehört schon eine gewisse Vorbereitung dazu, oder wie ich es gern sage, ein Plan.
Wie sich dieser darstellte und Lisa und ich gemeinsam zu diesem kamen, ausgestalteten, potenzielle Entdeckungen und Länder auswählten sowie der Dinge mehr, dass schildere ich in diesem Beitag der „Der Plan„-Reihe.
„Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert“ (Col. John „Hannibal“ Smith, A-Team) – diesmal wird das leider nich so sein, aber wir sind ja agil.

Ein halbes Jahr Freiheit – Wohin soll es bitte gehen?
Mit einem Mal steht einem gefühlt die ganze Welt offen, mit alle ihren Kontinenten und Ländern. So kommt kamen wir nach einigen Gedankenspielen schnell zu einer weiteren Frage: „Reicht denn ein halbes Jahr überhaupt?“.
Wir verbrachten also viel Zeit damit, unsere jeweilige Version des Sabbaticals zu skizzieren und dem Anderen zu erzählen. Schnell wurde klar, dass wir, wenn wir das Ganze mit Freude erleben wollen, ein paar Restriktionen brauchen. Also stellten wir uns folgende Fragen:
- Welche Art von Reise soll es denn sein – Hotel, Kreuzfahrt, Backpacking, Citytours, per Pedes?
- Welche Länder kommen für jeden von uns in Frage und wie priorisiert jeder diese?
- Gibt es Kontinente, die wir ausschließen können?
- Haben wir vor, tatsächlich alle Länder unserer Wunschliste zu bereisen? Oder wäre es für beide auch denkbar, den Rest der Auszeit an einem Ort zu bleiben, wenn es uns dort gefällt?
- Welches Reisebudget wollen wir uns setzen?
- Wie wollen wir von A nach B kommen?
Natürlich sind die Fragen nicht isoliert voneinander zu betrachten, sondern haben Interdependenzen die wir iterativ betrachteten. So nahm unser Plan Kontur an.
Erste Antworten
Klar war für uns, dass wir sechs Monate Zeit haben und im März starten wollen, da Lisas Sabbaticalvertrag mit dem Zeitraum März bis August bereits festgezogen war. Da wir keine Lust auf Winterurlaub hatten, war auch klar, dass wir auf der Südhalbkugel starten und dann dem Frühling und Sommer folgen, bis wir im August wieder in Deutschland ankommen.
Selbstverständlich sollte die Route dabei halbwegs sinnvoll sein, in dem Sinn, dass wir nicht kreuz und quer über den Globus jetten wollten, sondern zum Beispiel nach einem langen Hinflug alle Länder zwischen dort und Deutschland auf dem Weg „einsammeln“.
Idealerweise sollte unser Reisebudget auch nicht alle unsere Ersparnisse aufbrauchen. Daraus ergab sich schnell die Art des Reisens: Wir wollen die meiste Zeit mit dem Rucksack unterwegs sein. Mehrtägige oder sogar Fernwandertouren mit unserem transportablen Heim Nordisk Norheim 2 PU 3000 sollen nicht ausgeschlossen sein und wir wollen die lokalen Verkehrsmittel so gut es geht nutzen.
Bei der Routenplanung wurden wir uns schnell einig: sollten wir uns an einem Ort heimisch fühlen, hin und weg sein oder einfach das Bedürfnis haben, zu verweilen, ist es für uns okay, dort auch die ganze Sabbaticalzeit an diesem einen Ort zu verbringen. Kein Anspruch auf die vollständige Erfüllung des Plans also.
Fehlen noch die Länder – zugegeben, das war gar nicht mal ganz so einfach. Wenn einem die ganze Welt offensteht, wohin willst du eigentlich? Wir machten uns also getrennt (Brainwriting) daran, unsere Wunschländer aufzuschreiben. Zusammengetragen kam eine Liste mit über 25 Ländern zusammen, die quer über die Welt verteilt lag. Eine erste Reduktion schafften wir durch die Anforderung, dass sich alles zu einer Route kombinieren lassen muss. Ergänzt durch unsere Ansprüche an das Reisebudget (insbesondere Auslandskrankenversicherung inkl. USA und Kanada) sowie die Frage „Ist dort Sommer zu der Zeit, zu der wir planen, dort zu sein?“ halfen beim zweiten Aussieben. Anschließend schauten wir, welche Länder vereinzelt auf Kontinenten lagen und eliminierten diese ebenfalls aus der Liste. Kann man ja in späteren Urlauben immer noch nachholen.
Während Lisa ganz heiß war auf Neuseeland sowie Russland, den Balkan und die „-stans“ (lernt ja auch schon Russisch seit über einem Jahr), warf ich die Philippinen, Mongolei (Pferd kaufen und ab in die Steppe), Japan, Indonesien und Thailand, Kambodscha in den Ring…Ach ja, Iran nicht zu vergessen.
Anschließend machten verbrachten wir Abende damit und Reisedokus und „Top 15 Destinations“ zu jedem Ziel anzuschauen und checkten, in welche Länder man recht unkompliziert einreisen kann, um die aufwändige Beantragung von Visa zu umgehen. Wer will sich schon während einer Auszeit damit herumschlagen?!
Nach weiteren Streichungen auf unserer „Destination-List“ hatten wir schon eine recht genaue Vorstellung davon, wie unser Sabbatical verlaufen soll. Da hatten wir Corona noch voll unterschätzt, obwohl wir unser Sabbatical Anfang 2020 schon um drei Monate in der Zeitplanung nach hinten geschoben hatten.
Der Plan
Nach also zahllosen Diskussionen und Doku-Abenden ergab sich ein immer klareres Bild von unserer Reise: Starten wollten wir in Neuseeland, um dort die vielfältigen Landschaften zu erkunden und ein wenig Kiwi-Lifestyle zu erleben. Alternativ oder danach sollte es auf die Philippinen gehen und anschließend noch nach Bali, bevor wir uns nach Nordthailand in die Reisfelder, Natur und Dörfer durchschlagen wollten. Über Kambodscha und ja klar, Ankor Wat, sollte uns Japan willkommen heißen. Insbesondere der Kontrast zwischen dem alten, traditionell geprägten Japan und dem hochtechnisierten, aber doch auf zwischenmenschlichen Abstand basierenden Regionen interessiert mich (Wanderung des 700 km langen, alten Postwegs). Gern würde ich mal einer Teezeremonie mit einer Geisha bewohnen. Einem Genuss elektronischer Tanzmusik wäre ich ebenfalls nicht abgeneigt, wie dem Besuch einer Robot-Diner- Show.
Wenn ich das so schreibe, hört es sich ganz so an, als ob der erste Teil der Reise wohl stark durch mich geprägt sein sollte, aber Lisas Stunde würde noch schlagen. Spätestens, wenn wir Japan Lebewohl sagen und uns mit der Fähre Richtung Wladiwostok auf machen, um mit der BAM (Baikal Amur Magistral) bis nach Irkutsk durch das wilde Sibirien tuckern.
Auf dem Landweg zurück nach Deutschland
In Irkutsk angekommen und die Region des Baikalsees erkundet, würde hier sozusagen der Nachbrenner der Abenteuerrakete für uns starten, vielleicht sogar erst das eigentliche Abendteuer. Plan war nämlich, dass wir uns in Irkutsk, auf einem der größten Automärkte in Russland, ein 4×4 Geländewagen kaufen und damit auf dem Landweg zurück nach Deutschland fahren. Selbst wenn wir nach sechs Monaten noch nicht angekommen wären, würde ich einfach noch ein paar Wochen länger unterwegs sein und Lisa von einem Flughafen zurückfliegen. (aha, das liest Lisa gerade zum ersten Mal)
Anfangs wollten wir uns noch einen Lada Niva 5-Türer (jetzt Lada Niva Legend 4×4 5d) kaufen. Zum einen, um darin schlafen zu können und zum anderen, um die Straßen und Wege mit einem robusten und in Asien auf jeden Fall zu reparierenden Fahrzeug bewältigen zu können. So begann eine Vorbereitungsodyssee, die bestimmt zwei Wochen in Anspruch nahm. Mehr dazu aber unter „Der Plan – Teil 3.1: Wie könnte man ein Auto in Zentralasien kaufen und überführen“. Überrascht hat mich auf jeden Fall der Preis eines neuen Lada Legend 4×4 5d (ohne Kat) in Russland. Ganze 7.000 € für einen neuen Lada – grandios, unbelievable, Deal, den nehmen wir. Jaja, das dachten wir und freuten uns… aber wer sich zu früh freut… für die ganze Geschichte, macht einfach einen Abstecher in zu „Der Plan – Teil 3.1“.
Mit dem Lada sollte es dann weitergehen nach Kirgistan und Usbekistan, die Landschaft, Hochgebirge und Pässe erleben und irgendwie näher an den Menschen zu sein. Über die alte Seidenstraße nach Smarkant und anschließend in das Persien der Neuzeit, den Iran. Die Rückreise wollten wir über die Türkei, mit einem Abstecher nach Istanbul und an die Küste des schwarzen Meeres antreten, dann über Südosteuropa und den Balkan (Griechenland, Albanien, Montenegro, Bosnien Herzegowina, Kroatien, Slowenien und Österreich) zurück nach Leipzig.
So der Plan. Aber es sollte anders kommen.
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