Der Lykische Weg (4) – Zu Fuß von Fethiye bis Antalya

27. Mai 2021 | Antalya, Türkei | Lisa

Inzwischen ist Antalya in greifbare Nähe gerückt. Und da wir uns für den Wanderweg entlang der Küste entscheiden, ist dies besonders deutlich spürbar. Immer häufiger kommen wir jetzt durch Orte, die einzig auf den Tourismus (und das meist im großen Stil) ausgelegt zu sein scheinen und im Moment (schließlich gilt für Türken noch immer ein Lockdown und die Inzidenzwerte scheinen viele andere Nationen bislang abzuschrecken) gänzlich verwaist daliegen. Größtenteils führt der Weg jedoch auch weiterhin entlang einladender Buchten und hält auf diesem Stück sogar zwei schattige Etappen für uns bereit.

Etappe 14 – Abschied vom Leuchtturm und Abstieg zur geheimen Bucht

Länge: 14,3 Kilometer

Start: Gelidonia Leuchtturm

Ende: Adrasan

Dauer: 6,5 Stunden

Route: Outdooractive Navigation Lycian Way | Day 14

Den Sonnenaufgang am Leuchtturm haben wir leider um ein, zwei Stündchen verschlafen, doch auch jetzt, gegen 8 Uhr morgens ist der Blick über die Klippen und hinüber zu den vor der Küste liegenden Inseln noch traumhaft schön. Eine solche Aussicht beim Frühstück füllt denn dann auch nicht nur den Magen, sondern ist gleichermaßen Nahrung für die Seele. Wie, um uns wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen findet Lisa wenig später beim Zusammenpacken einen Skorpion, der sich in einer Falte von Sörens Rucksack versteckt hatte. Im Gegensatz zu der 2-Cent-großen Strandversion, die wir am Paradise Beach gesehen hatten, ist dieser eher daumenlang und sieht direkt deutlich bedrohlicher und angriffslustiger aus. Nach ausführlicher Fotodokumentation (na klaro!), übernimmt Sören die heldenhafte Aufgabe, das fiese Insekt von der Rucksackhülle zu entfernen (nur wie? Können die Viehcher springen? Oder sehr schnell laufen? Wer weiß sowas schon vorher?!). Schnell von unten gegen das Regencape klopfen und so den Skorpion wegschubsen klappt zum Glück ganz gut, auch wenn er sich – kaum einmal gelandet – direkt in Angriffspose wirft. Wir schütteln alle weiteren Gegenstände, die wir bisher recht achtlos hatten herumliegen lassen, doppelt und dreifach gründlich aus. Zusammen mit Nata und Stephan brechen wir bei bereits wieder brütender Hitze auf, um den ersten Kamm zu erklimmen. Immerhin führen große Teile des weiteren Wegs gut beschattet durch üppigen Pinienwald und über erstaunlich wenig gerölligen Waldboden, eine großartige Abwechslung zu vielen der vorherigen Etappen.

Auf der Karte hatten wir am Morgen zudem eine Bucht am Rand des Weges entdeckt, die wohl sogar über Frischwasser verfügen soll. Auf entsprechender Höhe angekommen, beschließen wir, uns auf die Suche nach einem Abstieg dorthin zu begeben, denn einen offiziellen Weg dorthin gibt es derzeit nicht. Da wir jedoch die Rucksäcke im Wald zurücklassen, ist der zehnminütige Abstieg trotz rutschigen Untergrundes gut und schnell gemeistert. Es erwartet uns (und ich fürchte, wir wissen das inzwischen schon gar nicht mehr so recht zu schätzen) mal wieder eine traumhaft einsame, blau-türkise Doppelbucht, die förmlich danach schreit, bebadet zu werden. Die Süßwasserstelle befindet sich in der hinteren Bucht und ist entweder über einiges Gekraxel über große Felsen oder alternativ schwimmend zu erreichen. Sören hat sich das mal genauer angeschaut, musste jedoch feststellen, dass das Wasser dort zwar klar, aber wirklich langsam aus dem Stein tropft. Also bei der Planung der Wasservorräte besser nicht einplanen. So erfrischt schmeißen wir uns erneut in die stinkigen Sachen und laufen größtenteils durch Wald bis nach Adrasan, ein Ort, für den „Tourismusansiedlung im Dornröschenschlaf“ wohl noch die vorteilhafteste Beschreibung ist. Verwaiste Sonnenschirmchen Sandstrand, verlassene Ausflugsboote an der Küste und eine Jandarma (Polizei), die des Däumchendrehens wohl schon so überdrüssig ist, dass sie stattdessen lieber auf ihren Handys rumdaddelt. Wie wir später bei einem unglaublich leckeren Abendessen im Paradise erfahren, ist Adrasan vor allem bei Türken als Urlaubsort beliebt, entsprechend hart macht sich der landesweite Lockdown hier gerade bemerkbar. Wir schlagen unsere Zelte auf einem familiär geführten, kleinen Campingplatz auf, auf dem einige Türken, zum Beispiel aus Istanbul sich für die Dauer der Ausgangssperren einquartiert haben, und begeben uns anschließend ins kulinarische Paradise, einem super gemütlichen Lokal mit Plattformen im Fluss und einem herzlichen Gastgeber, der selbst lange in Deutschland gelebt hat und uns mit leckeren Meze (Vorspeisen) und frisch gegrilltem Zackenbarsch verwöhnt.

Etappe 15 – Das erste und einzige Mal verlaufen (und das nur wegen ein paar alter Steine)

Länge: 18,5 Kilometer

Start: Adrasan

Ende: Küçük Plaji

Dauer: 7,5 Stunden

Route: Outdooractive Navigation Lycian Way | Day 15

Beim Frühstücken auf unserem Zeltplatz erfahren wir, dass heute der erste Bayram ist. Mit dem dreitägigen Zuckerfest endet offiziell der Ramadan (in der Türkei Ramazan) und wir lernen direkt noch die passenden Glückwünsche dazu – „Mutlu Bayramlar“, mit dieser Redewendung können wir direkt einige Türken, die wir auf dem Weg treffen, tief beeindrucken. Die heutige Etappe führt zunächst aus dem Ort und dann überwiegend durch Nadelwald und entlang eines ausgetrockneten Flussbettes auf etwa 600 Höhenmeter. Am höchsten Punkt gibt es eine über Leitungen versorgte Frischwasserstelle, an der wir uns noch mal volltrinken, bevor es dann (diesmal durch Laubwald) wieder hinab zur Küste geht. Der Weg ist heute überraschend unspektakulär, was immerhin bedeutet, dass ich zur Abwechslung mal nicht alle fünf Minuten meine Kamera zücken muss. Schließlich, die historische, lykische Stadt Olimpos schon in Sicht, geschieht es. Die Zeichen werden spärlicher, wir folgen kurzzeitig einer türkischen Jugendgruppe, die sich selbst verläuft und dann sind auch wir komplett weg vom Weg. Wir finden übermalte Zeichen und es geht kreuz der Quere durchs Unterholz, bevor wir einen relativ steilen, steinigen und rutschigen Pfad ins Tal finden, der offenbar der neue Weg sein soll. Nach einem Snack auf der Verpflegungsmeile von Olimpos finden wir schließlich auch heraus, warum der Weg geändert wurde: Offenbar ist das gesamte Areal von Olimpos erst vor ein paar Jahren eingezäunt worden und nun werden alle Wanderer auf dem Lykischen Weg quasi direkt durch die historische Siedlung geschleust. Praktisch, denn dafür wird eine Gebühr von 40 Lira (ja, ich weiß, es sind „nur“ vier Euro, aber es geht ums Prinzip!) fällig, ob man sich nun für alte Steine interessiert, oder nicht. Einzige „wirkliche“ Belohnung ist dieses großartige Hinweisschild:

Weiter geht es am Stand, dann an der grünen Promenade von Çıralı, ein schöner, gemütlicher Ort, an dem wir uns nun auch von Stephan verabschieden, bevor es für uns zum hinter dem Städtchen liegenden Hügel geht, wo wir am Aussichtspunkt kampieren wollen. Oben angekommen müssen wir jedoch feststellen, dass der eingezeichnete Platz für unser Zelt arg knapp und auch gar nicht so schön ist. Also weiter. Die Bäume und wir werfen inzwischen schon lange Schatten und der in der Ferne sichtbare Tahtali ist in orange-rotes Licht getaucht. Es dauert noch mal knapp eine Stunde, bis wir die kleine Bucht und den Küçük Plaji mit seinem schwarzen Sand erreichen. Jetzt schnell das Zelt aufgestellt, damit wir noch mal eben im letzten Tageslicht ins Wasser hüpfen können.

Etappe 16 – Die überdurchschnittlich wasser- und geschenkreiche Etappe

Länge: 14,3 Kilometer

Start: Küçük Plaji

Ende: Strand 4 km vor Tekirova

Dauer: 5 Stunden

Route: Outdooractive Navigation Lycian Way | Day 16

Die aufgehende Sonne und ihre warmen Strahlen auf unserem Zelt wecken zumindest mich zeitig. Raus aus dem Schlafi und runter von der ohnehin platten Isomatte. Denn die ist offenbar irgendwo beschädigt, jedenfalls wachen wir morgens neuerdings immer auf wie Prinz und Prinzessin auf der Erbse, äh, der Wurzel, dem Stein oder dem Tannenzapfen. Ich nutze die Zeit für ein paar Sonnengrüße am Strand und um das Reisetagebuch auf Stand zu bringen (yes, nur noch zwei Tage im Rückstand!). Sören macht sich nach dem Aufstehen auf den Weg zur Wasserquelle, die man erreicht, wenn man dem trockenen Flussbett über Stock und Stein für etwa zehn Minuten folgt. Auch hier tritt nur noch ein dünnes Rinnsal aus dem Gestein, sodass ich in der Zeit in aller Ruhe Frühstück vorbereiten kann. Es gibt: Wieder einmal Babybrei mit Müsli (ein Königreich für ein paar Eier oder Käse!). Die Bucht ist einfach zu schön, um nicht baden zu gehen, also hüpfen wir noch mal ins Wasser und werden anschließend von unseren ukrainischen Zeltnachbarn, die zu viel gekocht haben, auf ein zweites Frühstück mit Gretschka eingeladen, yummy und Djakkuju (Danke). Gegen zehn starten wir, zunächst entlang weiterer Buchten im stetigen Rauf-und-Runter auf engen Pfaden. Nach etwa einer Stunde erreichen wir eine deutlich größere Bucht mit einer alten Mine. Hier stehen einige Türken mit hervorragend ausgestatteten Dachzelt-Pickups, die den Bayram hier an einer ziemlich perfekten Stelle mit Strand, Frischwasser und Schatten verbringen und uns auf ein Käffchen einladen. Wow, Kaffee!!! Ok, es ist Krümelkaffee, aber nach bestimmt fünf Tagen in Folge nur mit Schwarztee eine großartige Abwechslung. Wir können uns mit Tütün revanchieren und ziehen weiter. Aufgrund der Bergbaunutzung (die sicher schon einige Jahrzehnte zurückliegt) ist der Weg hierher relativ gut erschlossen, damit auch großes und schweres Gefährt gut hierhergelangte. Für uns bedeutet das: einen breiten Weg, zwar ohne Schatten, dafür aber auch ohne jegliche Schwierigkeit, sodass wir einfach mal Meter machen können, ohne auf jeden Schritt achten zu müssen. Auf der Etappe liegen noch weitere Badebuchten, aber wie schon beschrieben, sind wir, was das angeht, schon ein bisschen faul geworden. Jetzt da runter laufen? Die Schuhe und Klamotten ausziehen? Dann trocknen lassen? Ach nee, komm, wir ziehen durch. Und werden belohnt.

Gleich einer Fata Morgana taucht auf einmal am Rand der staubigen, trockenen Piste ein blau gefliestes Etwas auf und wir trauen unseren Augen kaum, als wir realisieren, dass das wirklich ein himmelblau gefliester Brunnen mit fließendem Wasser ist. WASCHTAG! Was für ein großartiger Platz für eine Rast. Als wir wieder aufbrechen, macht die anfängliche Euphorie über den easy Weg langsam der Ernüchterung Platz. Inzwischen ist es doch ziemlich monoton geworden, aber immerhin gibt es auf der Strecke noch einen mehr oder weniger funktionierenden Brunnen, sodass wir trotz knallender Sonne gut mit Wasser versorgt sind. Der dritte geflieste Brunnen wird schließlich unser Tagesendpunkt und wir schlagen etwa vier Kilometer vor Tekirova unser Zelt auf. Warum auch nicht? Hier gibt es Frischwasser, Meer, Strand und eine Baumschaukel!

Etappe 17 – Zivilisation strikes back

Länge: 19,9 Kilometer

Start: Strand 4 km vor Tekirova

Ende: Pirates Cave zwischen Kiriş und Kemer

Dauer: 6,5 Stunden

Route: Outdooractive Navigation Lycian Way | Day 17

(Achtung: Outdooractive hat hier im Planungsmodus aufgrund des Museumsgeländes von Phaselis und unserer kleinen Abkürzung beim Robinson Club in Kiriş ein paar Schwierigkeiten. Hier auf jeden Fall gründlich die Lage vor Ort checken.)

Da wir gestern Abend alle unsere Vorräte aufgegessen haben (es war nicht mehr viel, aber wir brauchten das einfach), gibt es heute zum Frühstück nur Tee. Plan ist, dass wir uns dann in Tekirova etwas holen. Es ist so etwas wie der erste Außenposten des Massentourismus auf dem langen Weg bis nach Antalya. Wir folgen wieder unserer Schotterpiste und sehen schon bald etwas, das mit seinen eckigen Türmen und der im Sonnenlicht glänzenden Kuppel arg an eine orthodoxe Kirche erinnert, nur irgendwie völlig überdimensioniert und zu einem Hotel umfunktioniert. Überhaupt scheint dieser ganze Ort aus Raum und Zeit gefallen zu sein. Die wenigen Zufahrtsstraßen zu den Anlagen wirken übertrieben groß, denn hier bewegt sich nichts. Alles leer und mit dem besonderen Flair einer verlassenen Goldgräberstadt im Mittleren Westen. Mit unseren Schneckenhausrucksäcken und selbst in (gestern!) frisch gewaschenen Klamotten fühlen wir uns zwischen den ganzen Pelz-, Leder- und Türkische-Süßwaren-Fachgeschäften reichlich deplatziert. Immerhin finden wir Ayran, Limo, Käse und Brot fürs Frühstück und sehen zu, dass wir Tekirova schnell verlassen.

Und tatsächlich gelangen wir eine halbe Stunde später an eine Bucht mit zwei Stränden, getrennt durch einen Hügel, auf dem es schließlich endlich was zu essen gibt. Der Ort ist super, wir bewundern die Yachten, die hier vor Anker liegen, und die Urlauber, die jeweils für kurze Zeit aus dem Boot gekippt werden, planschen und dann weiterfahren. Wir steigen zum zweiten Strand hinab und trauen unseren Augen kaum, als wir sehen, dass es hier etwas zurückgesetzt sogar Duschen mit fließendem Wasser gibt. Nicht schlecht. Aber wir ziehen weiter. Lohnt sich ja eh nicht, auf der Hälfte der Strecke zu duschen, ist man ja am Ende eh wieder schwitzig. 

Kurz danach erreichen wir Phaselis, eine weitere lykische Siedlung, bei der offenbar sogar ein paar Steine mehr aufeinander liegen geblieben sind, etwa einige Bögen des alten Aquäduktes, das ich noch knipsen kann, bevor ein Herr von uns erneut Eintrittsgeld einsammeln möchte. Nee, nee, nicht schon wieder! Wir ziehen des Weges bevor jemand uns die ernsthafte Absicht unterstellen kann, noch mehr von den Anlagen sehen zu wollen, und halten uns an der Küste, wo wir jetzt dem Phaselis-Pfad weiter folgen, während der „eigentliche“ Lykische Weg hier in die Berge abzweigt. (Wir mögen das Meer und hatten ehrlicherweise nicht mehr so viel Bock auf Höhenmeter und klipperkalte Nächte). Für uns geht es damit erneut durch Wald und schließlich, kurz vor Kiriş noch einmal baden am Strand, wo uns erneut zwei Ukrainer die Reste ihres Grietschka anbieten (Sören ist schon sichtlich verunsichert, ob wir denn so bedürftig aussehen). Aber eine solide Mahlzeit kann man ja nicht ausschlagen, also los. Noch einmal die Wasservorräte am Pumpbrunnen aufgestockt und wir sind bereit dafür, dem Weg über den nächsten Kamm zu folgen, wo er dann jedoch ziemlich abrupt vor dem soliden Zaun des Robinson Club Hotels endet. Offenbar stehen wir lange (oder verdächtig) genug untätig vor dem verschlossenen Tor, dass der Sicherheitsdienst einen Mann vorbeischickt, der uns schließlich passieren lässt. Insgesamt ist Kiriş zu Fuß genau wie Tekirova, nur dass hier schon ein paar mehr Touristen eingekehrt zu sein scheinen, was immerhin auch die Öffnungsquote der Geschäfte an der Hauptstraße etwas erhöht. So gibt es noch etwas mehr zu sehen, als Zäune und Pförtnerhäuschen.

Und tatsächlich gelangen wir eine halbe Stunde später an eine Bucht mit zwei Stränden, getrennt durch einen Hügel, auf dem es schließlich endlich was zu essen gibt. Der Ort ist super, wir bewundern die Yachten, die hier vor Anker liegen, und die Urlauber, die jeweils für kurze Zeit aus dem Boot gekippt werden, planschen und dann weiterfahren. Wir steigen zum zweiten Strand hinab und trauen unseren Augen kaum, als wir sehen, dass es hier etwas zurückgesetzt sogar Duschen mit fließendem Wasser gibt. Nicht schlecht. Aber wir ziehen weiter. Lohnt sich ja eh nicht, auf der Hälfte der Strecke zu duschen, ist man ja am Ende eh wieder schwitzig. 

Kurz danach erreichen wir Phaselis, eine weitere lykische Siedlung, bei der offenbar sogar ein paar Steine mehr aufeinander liegen geblieben sind, etwa einige Bögen des alten Aquäduktes, das ich noch knipsen kann, bevor ein Herr von uns erneut Eintrittsgeld einsammeln möchte. Nee, nee, nicht schon wieder! Wir ziehen des Weges bevor jemand uns die ernsthafte Absicht unterstellen kann, noch mehr von den Anlagen sehen zu wollen, und halten uns an der Küste, wo wir jetzt dem Phaselis-Pfad weiter folgen, während der „eigentliche“ Lykische Weg hier in die Berge abzweigt. (Wir mögen das Meer und hatten ehrlicherweise nicht mehr so viel Bock auf Höhenmeter und klipperkalte Nächte). Für uns geht es damit erneut durch Wald und schließlich, kurz vor Kiriş noch einmal baden am Strand, wo uns erneut zwei Ukrainer die Reste ihres Gretschka anbieten (Sören ist schon sichtlich verunsichert, ob wir denn so bedürftig aussehen). Aber eine solide Mahlzeit kann man ja nicht ausschlagen, also los. Noch einmal die Wasservorräte am Pumpbrunnen aufgestockt und wir sind bereit dafür, dem Weg über den nächsten Kamm zu folgen, wo er dann jedoch ziemlich abrupt vor dem soliden Zaun des Robinson Club Hotels endet. Offenbar stehen wir lange (oder verdächtig) genug untätig vor dem verschlossenen Tor, dass der Sicherheitsdienst einen Mann vorbeischickt, der uns schließlich passieren lässt. Insgesamt ist Kiriş zu Fuß genau wie Tekirova, nur dass hier schon ein paar mehr Touristen eingekehrt zu sein scheinen, was immerhin auch die Öffnungsquote der Geschäfte an der Hauptstraße etwas erhöht. So gibt es noch etwas mehr zu sehen, als Zäune und Pförtnerhäuschen.

Wir erklimmen reichlich bepackt mit Wasser, Bier und Essen den letzten Berg zwischen Kiriş und Kemer, wo wir, dann mit arg strapazierten Füßen über die letzten Meter Geröll bis zu einem wenig beeindruckenden Zeltplatz stolpern. Mhhhm, war heute irgendwie doch weiter, als gedacht. Und doch motiviert Sören mich nach dem Zeltaufbau noch einmal, mich zu bewegen, zum Glück nur ein paar hundert Meter bis zur Klippe, wo wir erste Blicke auf Antalya erhaschen und in der Abendsonne unser letztes Wildnisbierchen trinken.

Etappe 18 – Zieleinlauf Lykischer Weg: Die Explorer erreichen Antalya

Länge: 5,8 Kilometer zum zum Busbahnhof Kemer, 6,9 Kilometer vom 5M Migros Antalya zum Hotel in Muratpaşa

Start: Pirates Cave zwischen Kiriş und Kemer

Ende: Antalya

Dauer: 6,5 Stunden

Route: Outdooractive Navigation Lycian Way | Day 18

Heute geht es endgültig zurück in die Zivilisation! Gestern Abend haben wir vor dem Einschlafen noch schnell einen Super-Schnapper-Deal gemacht: 4-Sterne-Hotel zum halben Preis, warum nicht?! Wir freuen uns auf ein bisschen Luxus, einfach gesagt: eine Dusche, saubere Klamotten und ein Bett. So geht es morgens voller Elan und Vorfreude den Berg hinab nach Kemer, wo wir an der ersten Bucht erstmal frühstücken in bester Gesellschaft. Auch hier merken wir, dass die normalen Urlauber, die sich hierher verirren, uns reichlich merkwürdig finden. Sind ja aber nicht allzu viele. Noch einmal Geisterstadtfeeling auf dem Weg zum Kemer Otogar, dem Busbahnhof, wo uns Busticketverkäufer Ramazan mit Anekdoten über seine Beobachtungen zu internationalen Besuchern in bester Stand-up-Comedy-Manier die Wartezeit verkürzt. (Wie wir jetzt wissen, kann man sich übrigens die letzten 1,6 unspektakulären Kilometer zum Busbahnhof sparen, indem man am Cumhurriyet Meydani, dem zentralen Platz der Republik, einsteigt, Wegpunkt B in der Outdooractive Navigation.) Obwohl der Bus das Wort Express vorne sogar auf seiner Fahrtrichtungstafel stehen hat, halten wir an gefühlt jedem Hotel zwischen Kemer und Antalya, aber was soll’s, wir haben es ja jetzt nicht mehr eilig. Am Riesenrad und der 5 M Migros Mall steigen wir aus und satteln noch einmal unsere Rucksäcke für die letzten sieben Kilometer bis in die Altstadt, wo wir schließlich und nach ausgiebiger Dusche erschöpft, aber zufrieden in frische, weiße Laken eines gigantischen Boxspringbettes fallen.

Noch mehr über den Lykischen Weg erfahren?

Hier findest du alle nützlichen Beiträge rund um den wunderschönen Fernwanderweg in der Türkei.

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